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Re: Diskussionskultur - ein kuehner Zwischenruf
On 11 Aug 03, at 21:56, Klaus Graf wrote:
> Schon
> oft draengte sich mir der Verdacht auf, dass die wirklich
> wichtigen Leute des Bibliothekswesens ihre INETBIB-Ignoranz
> kultivieren.
>
Sonderlich hilfreich sind solche Verdaechtigungen nicht. Und welchen Vorteil
haette Ignoranz?
Es ist doch so, dass man in jeder Liste zu einem weitgehend persoenlich
unbekannten Publikum redet, dessen Reaktion nur zum geringsten Teil sichtbar wird.
Das ist nicht jedermanns Sache. Wie leicht erlebt man, dass einem das Wort im
Munde verdreht oder aus dem Zusammenhang gerissen anderswo zitiert wird. Wer in
irgendwie herausgehobener Position taetig ist, wird sich das beim besten Willen
gerne ersparen und sich schon aus dem Grunde lieber abstinent verhalten.
Herausgehobene Position oder nicht, mancher sieht es u.U. nicht ein, sich
womoeglich unsachliche oder unfreundliche bis aggressive Repliken einzuhandeln, wo
es ihm nur um die Sache geht. Von Leuten, die man nicht kennt und die man
ueeberhaupt nicht einordnen kann. Hinsichtlich Listenverhalten habe ich in der Tat
andere, erfreulichere Beispiele erlebt.
Mancher mag es auch als Zeitverschwendung ansehen, sich hier zu aeussern, zumal
wenn man andere Kanaele hat, wo man vermeintlich oder wirklich mehr bewegen kann.
Mancher wird Listen als etwas politisch Kluges und Nuetzliches wie eine Speakers'
Corner ansehen, wo Leute Dampf ablassen koennen, ohne dass es Schaden anrichtet,
wo man aber unerkannt horchen kann, was des Volkes Meinung ist.
Einige werden das schwer definierbare Gemenge von informativen Sachmitteilungen
und diversesten Meinungsaeusserungen unterschiedlichster Qualitaet unverdaulich
finden und sich lieber heraushalten.
Soweit ein paar Spekulationen, die sich mir dann und wann aufgedraengt haben.
Wenn es aber einen Grundkonsens gibt, was Bibliotheken wirklich sollen und
wollen, und wenn es denn zu spueren ist, dass in einer Liste alle Akteure
dahinter stehen, dann allerdings kann die Kommunikation und Diskussion ueber eine
Liste beiweitem schneller und wirkungsvoller sein als alles andere. Es gehoert zur
Medienkompetenz, dass man dies als Chance begreift und nutzt. Vielleicht muss sich
aber immer noch zeigen, ob eine Gross-Liste mit derart unscharfem Fokus wie
INETBIB nicht doch zu viele Unwaegbarkeiten mit sich bringt, den einzelnen zu
viel Zeit kostet und ihr aktives Publikum aus den genannten Gruenden zu wenig
repraesentativ ist.
MfG
B.E.
Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
D-38023 Braunschweig, Germany
Tel. +49 531 391-5026 , -5011 , FAX -5836
e-mail B.Eversberg _at__ tu-bs.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.