[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Bildungsmedium Fernsehen, war : Bildungsstandards - mit Bibliotheken nichts zu tun?



Liebe Listenleser!

> Gerade als
> Bibliothekar sollte man die Tatsache, dass überhaupt noch 
> gelesen wird, egal ob
> das nun "Schund-Literatur" ist oder nicht, doch eher begrüßen 

Finde ich grundsätzlich auch.
Bei der Unterscheidung zwischen Schund- und wertvoller Literatur begibt man sich zwangsläufig aufs Glatteis.
Selbst die Mehrheitsmeinung ändert sich im Lauf der Zeit, denken Sie nur an Comics.
Die Verbannung von "Schund" würde in letzter Konsequenz zurück zur Thekenbibliothek führen, bei der ein(e) Bibliothekar(in) entscheidet, was gut für die Leser ist.

Andererseits ist auch richtig, dass wir die Leseförderung nicht als abgeschlossen betrachten können, sobald jemand zu Julia-Romanen oder Donald Duck greift.
Wir sollten uns nicht (nach Ausleihzahlen schielend) damit zufrieden geben, dass jemand *irgend etwas* liest.

Allerdings hat Lesen dem Fernsehen etwas voraus: es ist eine aktive Tat, bei der die Phantasie des Lesers gefördert wird.
Auch das Lesen sehr seichter Literatur fordert ein Mindestmass an Denken und Vorstellungskraft.
Das Fernsehen liefert vorgefertigte Bilder, weswegen ich mir Verfilmungen meiner Lieblingsromane nicht ansehe.

Außerdem ist der größte Teil der jährlichen Neuerscheinungen Sachliteratur, wogegen das Fernsehen immer mehr Unterhaltungssendungen zeigt (es sei denn, man rechnet die nachmittäglichen Talkshows bei Bella Blabla und Konsorten zur Rubrik Ratgeber).
Noch deutlicher ist der Trend beim Radio, wo die Wortbeiträge in immer kürzeren Abständen von Musik unterbrochen werden, weil die Aufmerksamkeit der Hörer nicht mehr weiter reicht. (Siehe dazu auch: Hanns Dieter Hüsch: "Ihr ehrenwerten Herren" auf seiner CD "Das neue Programm")


Ein Gruß an alle, die (über ihrer Arbeit) schwitzen von

Frank Wiederhold


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.