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Re: Bibliographische Datenbanken und Multisuchsystem



Mario Kowalak wrote:
> 
> und seit laengerem
> verlinkt anbieten (im Bereich Fachinformation).

http://www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/

 
> Es ist doch aber einfach so, dass Fachwissenschaftler, die 100%ig in ihrer
> Materie stecken, den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren in Bezug auf die
> Kenntnis der massgeblichen Spezial-Quellen i.d.R. einen Schritt voraus
> sein werden (sonst koennten wir ja auch die Rollen tauschen).

Das wage ich bei allem Respekt doch zu bezweifeln. Im Kollegenkreis kann
ich nicht erkennen, dass in der Regel fundierte Kenntnisse der online
vorliegenden Spezial-Quellen gegeben sind (was ich fuer gedruckte
Quellen durchaus attestieren kann). Ich traf vor ein paar Tagen einen
Lehrstuhlinhaber (Romanist), dem ich Google buchstabieren musste ...

Umgekehrt wird ein Schuh draus: BibliothekarInnen sind
InformationsexpertInnen, die dem Fachwissenschaftler in der Regel einen
Schritt voraus sind. Das gilt schon konventionell, denn kein
Wissenschaftler hat eine so breite Kenntnis der Neuerscheinungen wie ein
Fachreferent, und bevor ein Wissenschaftler ein teures Fachbuch, das er
nicht selber kauft, inspizieren kann, lag es auf dem Schreibtisch
bibliothekarischer Heinzelmaennchen, die es beschafft, akzessioniert,
signiert und was auch immer haben.

 Ich sehe
> allerdings in der Praxis kaum einen gelungenen und funktionierenden Ansatz
> dazu in Deutschland.

Stimmt.


 Und wenn es ihn oder sie denn gibt: Warum soll es
> nicht daneben weiterhin lokale Angebote zur Erschliessung und Vermittlung
> wesentlicher Online-Quellen geben? Es handelt es sich um einen
> unmittelbaren Dienst am (zunaechst mal lokalen) Kunden,

Tatsache ist doch, dass man etwa ueber Suchmaschinen solche Linkseiten
auch von auswaerts findet. Das was im WWW praesent ist, richtet sich nie
nur an die lokalen Benutzer. Es ist Verschwendung, lokale Sammlungen zu
etablieren, die auch gepflegt werden muessen.



 
> Es kommt ein pragmatisches Argument hinzu, dass ich mir als
> Web-Redakteur nicht verkneifen kann: Es ist umgemein praktisch und
> obendrein angenehm ein entsprechendes Angebot in Windeseile nach Belieben
> zu veraendern, zu ueberarbeiten, ggf. komplett umzuorganisieren, ohne
> lange Absprachen, Konventionen, Regelwerke beachten
> zu muessen.

Gluecklicherweise spielen die regelwerkorientierten Unternehmungen
(Goettinger Web-Guides) keine nennenswerte Rolle. Da wird mit Unsummen
der Berg zum Kreißen gebracht ...

 
> Ich gehe aufgrund seiner Argumentation davon aus, dass Herr Graf sich an
> professionellen kooperativen Projekten zur Erschliessung von Literatur-
> und Fachinformationsquellen beteiligt.

Ach ja? Ich war in grauer Vorzeit mal IBIS-Fachreferent, und bin im
Rahmen der VL Geschichte an der Kodikologie-Seite beteiligt.

 Verzichtet er deswegen auf eine
> eigene, kleine aber sicherlich feine Auswahl und Praesentation seiner
> Best-Of-Lieblingsadressen im WWW?

Ja, tue ich.

> Eine Anmerkung habe ich noch in "bibliothekarisch-fachlicher" Hinsicht.
> Wenn ich recht verstanden habe, erwaehnten Sie, Herr Graf, den KVK als
> besonders massgeblich bei der sachlichen Recherche. 

Solange es keine ausfuehrliche Anleitung fuer Akademiker gibt, wie sie
die bibliothekarische Sacherschliessung, die ja bekanntlich im argen
liegt, in den einzelnen Verbuenden kapieren, wuerde ich als Faustregel
immer auf den KVK und das Titelstichwort verweisen. Aber das war nicht
mein Thema.

> Der Gigant unter den sacherschliessenden Angeboten
> fuer selbstaendig ersch. Literatur ist natuerlich der OCLC "WolrdCat":
> einheitl. Regelwerk, knapp 50 Mio. Titel - alles mit einer Abfrage;
> Subjects natuerlich englischsprachig - aber man kann nicht alles haben...

Man kann gar nichts davon haben, wenn die eigene Institution den nicht
bezieht. Welche Bibliotheken ausser der FU haben denn in D WorldCat
ueberhaupt und was nuetzt mir das als Wissenschaftler? Ich kam bisher
auch gut ohne WorldCat aus, und empfinde solche Hinweise als
ausserordentlich arrogante Selbstbeweihraeucherung der "Besitzenden".

Es gibt ja KEINERLEI institutionell abgesicherte Moeglichkeiten, als
Benutzer an Informationen aus solchen Angeboten zu kommen. Das ist
demuetigend und entwuerdigend, weil alle Unibibliothekare vor allem an
die eigene Kundschaft und die exzellenten Datenbanken, die sie sich
leisten koennen denken.

Ich schliesse mich Herrn Mandelartz an, was seine Forderung nach freiem
Zugang zu oeffentlich gefoerderten Datenbanken angeht und erinnere an
die Diskussion ueber DigiZeitschriften und die BOAI.  

Klaus Graf


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.