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Re: (Fwd) Update on Public Library of Science Initiative
Lieber Herr Hilberer,
es ist bedauerlich, daß in der GeSIG, von der die von Ihnen erwähnte
Unterschriftenaktion initiiert wurde, die Fachgesellschaften (nämlich in
Gestalt der IuK-Initiative, wo es ja eine eigene E-Journals
Arbeitsgruppe gibt) bisher überhaupt nicht vertreten sind. Man kann nur
hoffen, daß die GeSIG im Rahmen ihrer Mitgliederwerbung die Initiative
ergreift und in Zukunft eine enge Zusammenarbeit mit der IUK-Initiative
anstrebt. Das dürfte dann auch dazu beitragen, daß Initiativen von
Wissenschaftlern wie die "Public Library of Science" stärker zur
Kenntnis genommen werden, nicht weil wir damit eine Patentlösung hätten
(das ist durchaus umstritten, siehe etwa die laufende Debatte in Nature
hierzu), aber weil wir diese Chance zum konstruktiven Dialog nicht
ungenutzt verstreichen lassen dürfen. Wir haben als Bibliothekare lange
genug beklagt, daß Wissenschaftler die teuren Preise unserer
Zeitschriften wenig kümmern, solange sie sie nicht selbst zahlen müssen.
Es ist eine logische Konsequenz der Diskussion um die Open Archives
Initiative im bibliothekarischen Bereich, daß es nicht bei der optimalen
Vernetzung und Konfiguration von elektronischen Volltextservern von
Hochschulen bleiben kann, sondern daß auch Überlegungen angestellt
werden (müssen), wie nicht nur Hochschulschriften und graue Literatur,
sondern auch die referierte Literaturproduktion unserer Wissenschaftler
auf den hochschuleigenen Volltextservern bereitgestellt werden kann.
Darf man Stevan Harnad, dem unermüdlichen Proponenten der
"self-archiving alternative for freeing the refereed literature online"
Glauben schenken, geht das schon längst, aber in der Praxis zögern viele
noch. Jedenfalls ist es ein wichtiges Thema, bei dem Bibliotheken mit
den Autoren zusammenarbeiten müssen.
So waren auf der Herbsttagung der IuK in Blaubeuren Anfang Oktober
http://barolo.ipc.uni-tuebingen.de/extern/iuk/tagung/
(an der ich leider nicht teilnehmen konnte) die Autorenrechte bei
Verlagsverträgen für Volltexte auf Institutsservern und die Ausarbeitung
von Musterverträgen für Autoren bei Annahme eines Artikels in einer
wissenschaftlichen Zeitschrift Gegenstand von Veranstaltungen der
Fachgruppe E-Journals.
Immerhin gibt es durchaus auch im Bibliotheksbereich Initiativen, die
hoffen lassen, daß sich die Bibliotheken nicht einfach von großen
kommerziellen Verlagen einvernehmen lassen. Dazu gehört die gerade unter
der Schirmherrschaft von LIBER aus der Taufe gehobene Initiative SPARC
Europe http://www.sparceurope.org, die unter dem kämpferischen Motto
"Returning Science to Scientists" antritt und Outreach-Projekte wie
"Create Change" und "Declaring Independence" auch in Europa umsetzen
wird.
Die "Public Library of Science" ist Teil einer immer stärker um sich
greifenden "Grassroots-Bewegung" von Wissenschaftlern, die Alternativen
zum bisherigen kostenträchtigen und von Großverlagen dominierten
Publikationsprozeß suchen. Hinweisen möchte ich deshalb an dieser Stelle
auf einen Newsletter, auf den ich erst kürzlich über liblicense-l
gestoßen bin und der Pflichtlektüre für Bibliothekare sein sollte, die
hier auf dem Laufenden bleiben wollen: Ich meine Peter Subers
The Free Online Scholarship Newsletter (FOS Newsletter), ISSN 1535-7848
http://www.earlham.edu/~peters/fos/
und seinen exzellenten "Guide to the FOS Movement"
http://www.earlham.edu/~peters/fos/guide.htm
(Peter Suber ist Professor of Philosophy am Earlham College, der auch
Informatik und Recht (as "liberal art") unterrichtet, Herausgeber der
Zeitschrift Hippias und Mitherausgeber von Noesis. Ingrid Strauch
empfahl kürzlich auch sein Philosophie-Portal (Guide to Philosophy on
the Internet) in Inetbib.)
Mit herzlichen Grüßen,
Bernd-Christoph Kämper, UB Stuttgart
Thomas Hilberer wrote:
>
> Liebe Kolleginnen und Kollegen,
> darf ich hier noch einmal fuer die
> http://www.publiclibraryofscience.org/
> - Initiative Werbung machen?!
> Das Anliegen in Kuerze:
> We believe, however, that the permanent, archival record of
> scientific research and ideas should neither be owned nor
> controlled by publishers, but should belong to the public, and should
> be freely available through an international online public library.
> ...
> It is now clear, however, that if we really want to change the
> publication of scientific research, we must do the publishing
> ourselves.
> Erstaunlich ist, dass man bei uns diesen Ideen kaum nachgeht und
> lieber zusammen mit den Verlegern bei der Politik um mehr Mittel
> bettelt (B'dienst 2001, S. 1352f).
> Wer? Bibliothekare!
> Die Wissenschaftler sehen das anders! Wenn wir Bibliothekare uns
> mit den Verlegern gegen die Wissenschaftler stellen, haben wir jede
> Existenzberechtigung verloren!
> Schlimm auch, dass die IFLA sich so voellig von Unternehmerseite
> einnehmen laesst (ibid., 1387) - weshalb auch keine kritischen
> Stimmen und Themen bei den Generalkonferenzen hierzu
> zugelassen werden.
> Natuerlich sind nicht die engagierten wissenschaftlichen oder
> lieterarischen Klein-Verleger gemeint, sondern Grosskonzerne, die
> das Wissen der Welt monopolisieren wollen.
> Mit schoenen Gruessen
> -- kalt, aber sonnig! -
> Ihr
> Thomas Hilberer
>
> (...)
> Dr. Thomas Hilberer, Fakultaetsbibliothek Neuphilologie
> Tel.: +49 07071 29-74325; FAX: 29-5811
> Wilhelmstr. 50, 72074 Tuebingen
> http://www.uni-tuebingen.de/fb-neuphil/
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.