Re: Böhse_Onkelz_etc.

[stadtbibliothek reinbek <stadtbibliothek-reinbek _at__ hansenet.de>]

am 19.10.2001 22:25 Uhr schrieb Bjoern Hoffmann unter
bjoern.hoffmann _at__ universalbibliothek.de:

> Stadtbücherei Würselen wrote:
> 
>> Wir stellen die Internet-Rechner zur Verfügung, also
>> haben wir auch darüber zu bestimmen, was man sich
>> ansehen darf und was nicht. Und wenn ich solche Seiten
>> in der Benutzungs-Ordnung ausschließe, dann ist das
>> nun mal so. Da würde ich mich auf gar keine Diskussion
> 
> ihre Stadtbibliothek wird aber aus öffentlichen Mitteln bestritten, da kann es
> doch nicht sein, dass Sie sich zum Zensor aufschwingen und bei den Nutzern
> eine Gesinnungskontrolle durchführen. Das machen sie bei den Büchern ja
> (hoffentlich) auch nicht, selbst wenn dort das ein oder andere dubiose Werk
> dabei sein sollte, oder?
> 
> Ich muss zugeben, dass ich ein wenig über die vorauseilenden Zensurgelüste
> hier auf der Liste überrascht bin, vor allem weil sie sich an so subjektiven
> Maßstäben messen. (Musss ich betonen, dass ich kein Faschist bin, sondern nur
> etwas gegen den Wildwuchs von Zensur und Kontrolle habe?)
> 
> Bjoern hoffmann
> 
Da die Diskussion doch noch weitergeht, muß ich mich zustimmend dem Kollegen
Hoffmann anschließen. Wir haben keine Filtersoftware (ich glaube halt nicht
daran) und haben deswegen eine 2 Macs nur für Kinder - stehen an der
Verbuchung und sind jederzeit einsehbar und drei Macs für Erwachsene die nur
auf dem zweiten Blick einsehbar sind. Und nun zum Problem: Während wir uns
bei Bildern empören bleiben wir bei Texten stumm (wenn das rundherum nichts
sichtbares aufzeigt.) Natürlich ziehen sich die "kleinen" (neudeutsch:
Kiddies) auch rotten.com und verhunzte Simpsonbilder rein. Und die
japanischen Nacktmangas habe ich auch schon mal gesehen. mann kann sich dann
gerne räuspern und nicht vergessen, welche Mangas bei uns im Regal stehen
und welche Bildbände und Bücher bei Medizin und Geschichte stehen. Erst
neulich waren meine kleinen Kunden mehr geschockt von einem Artikel des
Spiegel (Fotomontagen von einem Mann, der auf dem WTC steht, während unten
sich ein Flugzeug nähert) als von den Bildern von Rotten.com. Ich bleibe da
sehr liberal - die meisten Platzverweise entstehen aufgrund der Lautstärke
der Kleinen.

Persönlich bin ich dagegen schon vielen Texten begegnet, dessen Bilder in
meinem Kopf (und auch anderen) sehr viel heftiger sind - und sich auch mit
keiner Filtersoftware bändigen lassen. Und wer will schon die
Bildersuchmaschine http://image.google.com verbieten, nur weil jemand den
Begriff pony und girl eingibt (Schöne Überraschungen von Mädchen auf Pferden
und Frauen als Pferdchen !)
Texte können viel gefährlicher sein und wenn sie nur schwarz auf hellgrau
sind (z.B. Anleitungen zum Molotowcocktail oder zu Selbstmordarten. wetten,
das da bisher noch keiner geschaut hat wenn jemand fröhlich vor sich hin
liest. Und die Gespräche in Chatrooms haben auch immer zwei Seiten...

Mit nachdenklichem gruß


-- 
Gerald Schleiwies-Kuhlmann / Stadtbibiliothek Reinbek
Hamburger Straße 4 - 8 / 21465 Reinbek / Tel.: 040 727 91 16
Fax 040 727 91 48 e-mail:stadtbibliothek-reinbek _at__ hansenet.de