Re: Informationsbegriff

["Prof. Dr. Walther Umstätter" <h0228kdm _at__ rz.hu-berlin.de>]

Sehr geehrter Herr Eversberg,

Sie fragen:

> Was waere das fuer eine Wissenschaft, die
> ihren eigenen Namen nicht definieren wuerde...
Gerade darum denke ich, dass auch wir die Bibliothek klar definieren
muessen,
ueber die wir unsere Wissenschaft betreiben. Die Definition bei Hacker:
"eine geordnete benutzbare Sammlung von Buechern"
koennen wir doch sicher so nicht laenger stehen lassen.
Wenn wir die Bibliothek aber als eine Einrichtung definieren,
... die publizierte Information fuer die Benutzer sammelt, ...,
dann basiert die Wissenschaft ueber diesen Gegenstand auf der
Informationstheorie.
Wenn sie dagegen, in Ihrem Sinne, auf irgend eine andere Definition der
Information
(Soziologie, Psychologie, ...) zurueckgreifen wuerde,
muesste sie diese genau definieren. Ich halte es allerdings fuer gefaehrlich
beliebig viele
Definitionen fuer das Wort Information zu erzeugen.

> Das weite Feld der diversen Informationsbegriffe hat Raffael Capurro
> einmal gruendlich ausgeleuchtet:
Prof. Capurro hat eine etymologische und damit stark historisch orientierte
Dissertation geschrieben,
und die Informationstheorie deshalb weitgehend unbeachtet gelassen.

> Der Begriff der Informationstheorie ist sehr eng gefasst und deckt
> sich nur unvollkommen mit dem, was andere Bereiche darunter verstehen,
> ganz zu schweigen vom Alltagsverstaendnis. Keiner aber hat das Wort
> fuer sich gepachtet.
Gepachtet scheint mir nicht das richtige Wort. Sicher aber hat die
Informationstheorie
dieses Wort Information mit einer eindeutigen Begrifflichkeit belegt,
an der man ebensowenig vorueber gehen sollte, wie am Wort "Gruppe" in der
Mathematik.
Ich stimme mit Ihnen voellig ueberein, dass der Begriff Information in der
Theorie sehr eng gefasst ist.
Gerade das macht aber seine Exaktheit aus, weil nur so die vielen
Verwechslungen mit Interpretation, etc.
vermieden werden koennen.

> Aber das hatten wir alles schon mal.
Das ist richtig, trotzdem sieht man so wenig Fortschritt in einer
Diskussion,
die fuer unser Berufsbild so existentiell ist.

MfG

W. Umstaetter

> MfG B.E.
>
> Bernhard Eversberg
> Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
> D-38023 Braunschweig, Germany
> Tel. +49 531 391-5026 , -5011 , FAX -5836
> e-mail B.Eversberg _at__ tu-bs.de