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Re: (E) D B I



Lieber Herr Thun,

danke für die mail. Im Grunde genommen sollten wir uns alle in Grund und
Boden schämen, die wir früher über das DBI gemeckert haben. Gut, es war nicht
alles Super und über die Qualifikation der Leitungspersonen grassierten nicht
immer zu Unrecht unglaublich böse Witze im Berufsstand. Aber: das DBI fehlt
uns in der täglichen Arbeit, und ich finde es absolut mies, daß dieses Institut
durch dumme, faule, korrupte Politiker abgewickelt wurde! Die
Ersatzleistungen etwa durch die Berliner Landesbibliothek sind ein dummer Witz,
Stellenanzeigen werden erst veröffentlicht, wenn der Bewerbungsschluß seit Wochen
überschritten ist, auf telefonische Anfragen wird man zu frechen PraktikantInnen
durchgeschaltet - Tenor der Antworten: "da kann ich Ihnen auch nicht helfen."
Kurz und klein: das DBI war an sich gut, die Leitenden hätte man besser ein
paar Jahre früher in den Vorruhestand schicken sollen. Der Steuerzahler hat
schon Schlimmere Nieten durchfüttern müssen. Aber: die praktische Hilfe vor Ort
fehlt uns Bibliothekaren, uns fehlt sogar der süffisante Witz von Evelyn
Morgenstern, der aus ihrem Hochmut der höheren Tochter ohne wirklichen
Bildungshintergrund gespeist wurde. Wenn es irgendwo in Deutschland bibliothekarische
Auslandsarbeit gegeben hat, dann wurde sie von Elisabeth Simon betrieben. Das
war im Grunde die einzige deutsche Bibliothekarin, die das Ausland überhaupt
wahrgenommen hat, weil sie unbestreitbare Fachkompetenz hat, Fremdsprachen
spricht wie niemand sonst im deutschen Bibliothekswesen und die von der ALA
geehrt und verehrt wurde, wie kein deutscher Bibliotheksdirektor, der mit
dumpfer Miene und schlechtem Englisch aus reiner Höflichkeit unserer ausländischen
Kollegen herumgereicht wurde. 

Also, am DBI gab es viel zu kritisieren, vor allem die Dummheit der
Führungskader und ihre Neigung, niedrig bezahlte und kompetente Kollegen zu
schikanieren. Aber das war keine besondere Eigenschaft des DBI, die Führungskader sind
auch in anderen Organisationen dumm und autoritär. Machismo läßt grüßen! 
Sicherlich haben sich im DBI eine Reihe charakterlicher Fehlentwicklungen in
einer unheilvollen Allianz auf Führungsebene zusammengefunden; aber die gibt es
anderswo auch, und nicht viel weniger aufdringlich. Aber das DBI war nicht
komplett schlecht, es ist ein Opfer dummer Politiker geworden, die wir künftig
abwählen sollten. Es gibt Parteien, die sich für Bibliotheken interessieren!
Wählen wir sie!

Mit kollegialen Grüßen von Silverwing


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