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Re: google for books :: Re: AW: [Inetbib] Informationsmanag



Am 10 Aug 2001, um 16:37 hat Michael Schaarwaechter 
geschrieben:
> 
> 
> > Betrachten wir doch mal Google: Bei einer wesentlich vielschichtigeren 
> > und groesseren Datenmenge liefert diese Suchmaschine in den meisten 
> > Faellen mit einem (!!!) Suchfeld befriedigende Ergebnisse...
> >
> > Bitte nicht missverstehen: Ich moechte nicht Google als Bibl.-Katalog 
> > einsetzen. Aber _aequivalent_ einfache Loesungen - das waer's doch.
> 
"Einfach" heisst hier: einfach fuer den Endbenutzer. Technisch ist
Google wohl die komplizierteste Suchmaschine ueberhaupt. Einfachheit
suggeriert eine keineswegs vorhandene Problemlosigkeit und eine
noch weniger vorhandene Verlaesslichkeit.

Karl Dietz hatte dazu einige Ideen, die er ungeachtet der 
technischen Umsetzungsmoeglichkeiten aussprach:
Nachfolgend ein paar Gedanken zu eben jenen Moeglichkeiten.
> 
> moegliche
> rankingoptionen fuer kataloge
> 
> auflagenhoehe des buches. simmel for president :)
> 
Die Aufl.Hoehe ist i.d.R. nicht erfasst und auch selten dem Buch
zu entnehmen. Hier fehlt also voellig die Datengrundlage.

> 
> auflagenanzahl 
> (also zb psycherembel liegt recht weit oben wenn nach 
> medizinischen woerterbuechern gesucht wird)
> 
Das waere ein Ansatzpunkt, wenngleich da nicht immer eine verwertbare
Zahl in den Katalogdaten steht. Aber die Tatsache, DASS es eine
Auflagenzahl gibt, waere auch schon verwertbar.

> 
> automatische auswertung von bestsellerlisten
> zb spiegel, swr, ...
> 
Fuer wissenschaftliche Literatur nicht relevant, fuer den OeB-Bereich
waere es denkbar. Aber "automatische Auswertung"? Die ISBN steht da 
i.A. nicht drin, und die Namens- und Titelansetzung in den Listen
erlaubt nicht immer eine automatische Zuordnung zu 
Bibliotheksdatensaetzen. Muesste man genauer untersuchen. Erfasst die 
ekz solche Dinge?
> 
> verlagswertung: zb piper bekommt viele punkte. verlage bei denen 
> die autoren bezahlen muessen, eher weniger (oder gar 
> minuspunkte:)
> 
Dazu muesste man eine Normdatei der Verlage haben (existiert noch 
nicht) und die Verlagsnamen normiert erfassen. Fuer RAK2 ist das
auch geplant, aber bisher sind die Namen nur in Vorlageform erfasst,
die bekanntlich stark schwankt. Das groessere Problem duerfte die
Zuordnung einer Bewertungsziffer zu jedem Verlag sein! Wer soll 
das machen? Das waere jedoch eine moegliche Einnahmequelle, nebenbei 
gesagt... (1 Mio im Jahr fuer die hoechste Ziffer waere wohl 
angemessen)

> 
> taschenbuchwertung. buecher, die als tb auch erscheinen sind 
> hoeher zu ranken als nur hardcover
> 
Die Daten geben das nicht her: es gibt keine Verknuepfung zwischen 
den Saetzen fuer Hardcover und Paperback. Muesste also erst erfasst
werden, wobei die Altdaten dann rausfallen.

> 
> webwertung. buecher im web sind doch was, auch wenn sie den vier-
> B-test nicht bestehen (was'n das fuer 'n test??) (bett, badezimmer, 
> beach und... faellt mir grad nicht ein)
> 
Noch schwieriger. Die Web-Titel muessten erst geeignet erfasst werden.

> 
> ausleihwertung. buecher die oft ausgeliehen werden, werden hoeher 
> bewertet
Das laesst sich schwer in eine Verbunddatenbank einbringen, und 
gerade in solchen wuerde man das Ranking dringender brauchen als
in Lokalkatalogen. Schon im Lokalsystem ist es aber nicht leicht, weil 
i.d.R. die Ausleihdaten in eigenen Tabellen stehen, nicht in den 
Titeldaten. Hinzu kommt das Problem der Mehrfachexemplare. DASS es 
solche gibt, waere aber auch ein Kriterium.
Nur durch aufwendige, erst noch zu programmierende, periodisch 
stattfindende Auswertungsroutinen koennte man die Datengrundlage 
gewinnen. Unmoeglich waere das nicht, uninteressant auch nicht
aber recht aufwendig.
> 
> sprachenwertung. buecher, die in vielen sprachen vorliegen sind 
> hoeher zu bewerten als andere.
> 
Auch dies ist nicht erfasst. Es gibt zwar den "Einheitstitel", der
ausweist, DASS das Buch eine Uebersetzung ist (nur dies waere 
unmittelbar verwertbar), doch man hat keine datentechnische 
Verknuepfung mit dem Satz des Originaltitels (der u.U. gar nicht 
existiert). Nirgends ist in den Daten die Tatsache ablesbar, dass das 
Buch "in vielen Sprachen vorliegt". Per (zu schreibendem) Programm 
koennte man viele solche Faelle finden, aber auch dieses Programm 
muesste dann periodisch laufen - oder man muesste die Tatsache als
solche eigens erfassen. Aber wie? Dem vorliegenden Buch sieht man
es nicht an.

Notwendig waeren also mehrere ganz unterschiedliche Massnahmen, um 
ueberhaupt eine Datengrundlage fuer ein wirkungsvolles Ranking
zu gewinnen - technische Massnahmen, aber auch Aenderungen der
Katalogisierungsregeln. Vorsicht ist generell geboten, wenn man ein 
Kriterium nur fuer einen kleineren Teil der Titel feststellen koennte.
Dann waere das Ranking Etikettenschwindel. 
Nachzudenken ist auch in diesem Zusammenhang ueber Sinn und Aufgaben
der Kataloge. RAK 101 ist die einzige Stelle, wo etwas dazu steht,
und was da steht, muss ohnehin endlich mal ueberdacht werden (das
sage ich hier nicht zum ersten Mal).
Nicht guenstig waere es, wenn solche Massnahmen in einem Katalog
realisiert wuerden, in anderen aber nicht oder anders. Dann waere die
Einheit des Katalogwesens endgueltig dahin. Mag sein, dass das ausser
uns niemanden stoeren wuerde. Wollen wir klare Konturen des 
Bibliothekswesens in der Oeffentlichkeit? Das geht nur mit einer
gewissen Einheitlichkeit im Erscheinungsbild und in den 
Angeboten. Was OPACs anbelangt, sieht es da jetzt schon nicht
besonders gut aus.

MfG B.E.
Bernhard Eversberg
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