[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Google



Zur Diskussion betreffend Google möchte ich noch ergänzen, daß Google auf
Grund seines ausgefeilten Systems vor allem auch teuren bibliographischen
Datenbanken Konkurrenz machen kann, was auch für Bibliotheken interessant
sein könnte . So heißt es in dem von Herrn Kaemper zitierten Aufsatz von
W-Y.Arms (im Hinblick auf Google im Vergleich mit Inspec): "Google is more
up to date than Inspec, its coverage is broader and its indexing records are
good enough for me to find what I am looking for. But its greatest strength
is that everything in its indexes is available online with open access." Das
letztere ist das Wesentliche.

Mit freundlichen Grüßen

Hans Hehl
Kurt Schumacher Str 25
93049 Regensburg
Tel. 0941 34980
E-Mail: johannes.hehl _at__ bibliothek.uni-regensburg.de

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: kaemper _at__ ub.uni-stuttgart.de <kaemper _at__ ub.uni-stuttgart.de>
An: Internet in Bibliotheken <INETBIB _at__ ub.uni-dortmund.de>
Datum: Dienstag, 14. August 2001 17:04
Betreff: Re: Citation Indexing (Google for books)


[Lieber Herr Eversberg, nein, ich nehme Ihnen die Frotzelei natürlich
nicht übel. Andererseits ließ sie mich natürlich auch nicht ruhen ;-)
Ich hatte diese Antwort gestern geschrieben, sie aber noch
zurückgehalten, weil ich sehen wollte, ob denn noch jemand anders etwas
dagegenhält ;-) Den Citeseer hatte ich in meiner Mail ja schon erwähnt
und weitere Hinweise folgen hier. Herzlichst, ihr B.C.K.]

Lieber Herr Eversberg,

umgekehrt wird ein Schuh draus: wenn Bibliotheken einen
Entwicklungszustand, in dem ein "Google for Books" eine
Selbstverständlichkeit ist (und sei es als "Abfallprodukt"), nicht
wenigstens als Vision anstrebten, dann wäre das auf Dauer die
Bankrotterklärung der Profession. Aber vielleicht muß man bloß den Fokus
verschieben: es wird natürlich kein "Google for Books" sein, sondern
sinnvollerweise ein "Google also for Books", denn in dem Maße wie Bücher
online oder Ersatzrepräsentationen für Bücher (Surrogate,
Metadata-wrapper) digital aufbereitet werden (z.B. durch Extraktion von
Inhaltsverzeichnissen, Abstracts und References, zusätzlich zu den aus
Katalogaufnahmen zu gewinnenden Standard-Metadaten, vgl. die aktuelle
Diskussion über das "Academic Metadata Format") werden diese
automatischen Analyse und Matching-Verfahren genauso zugänglich wie bei
anderer Online-Literatur auch. So etwas nur auf Verbundebene zu
realisieren, dürfte allerdings in der Tat vergeudete Zeit sein.

Ich nehme diese Liste als Forum, in dem auch so etwas wie Brainstorming
möglich sein sollte, und dazu gehört, daß Ideen einfach in den Raum
geworfen werden können, ohne sie gleich darauf überprüfen zu müssen, ob
sie "realisierbar" sind. Meine hingeworfene Bemerkung war also im selben
Sinne wie die von Karl Dietz gemeint.

Und mein in Anführungsstrichen gesetztes "nur noch" deutete schon an,
daß ich den Vorschlag für nicht ganz realistisch halte, solange man sich
im Rahmen des Status quo gängiger Bibliothekskataloge bewegt.

Noch einige Literaturhinweise in diesem Zusammenhang auf einige gewiß
provokante Aufsätze:

A Universal Citation Database as a Catalyst for Reform in Scholarly
Communication / by Robert D. Cameron
in: First Monday (1997) Vol. 2 No. 4, Apr. 1997,
http://www.firstmonday.dk/issues/issue2_4/cameron/index.html

(Der Autor ist Informatiker, nicht Bibliothekar und kennt offensichtlich
nicht die lange Tradition, die Versuche, eine "Universal Bibliographic
Control" zu erreichen, im Bibliothekswesen haben. Aber Bibliothekare
haben auch blinde Flecken...)

Automated Digital Libraries
How Effectively Can Computers Be Used for the Skilled Tasks of
Professional Librarianship? / William Y. Arms, Cornell University, in:
D-Lib Magazine Vol. 6, Number 7/8, July/August 2000
http://www.dlib.org/dlib/july00/arms/07arms.html

Und einige Zitate zum Citation Indexing:
(Ich gebe z.T. statt der eigentlichen URL die Citeseer-Seite an, weil
man solche Systeme dann gleich in Aktion sehen kann ...)

Automatic Extraction of Reference Linking Information from Online
Documents
Cornell University Technical Report, TR 2000-1821, November 2000
http://www.cs.cornell.edu/cdlrg/Reference%20Linking/extraction.pdf

Publications: Digital Libraries and Citation Indexing - Steve Lawrence
http://www.neci.nj.nec.com/homepages/lawrence/pub-dl.html

Developing services for open eprint archives: globalisation, integration
and the impact of links (2000) / Steve Hitchcock, Les Carr, Zhuoan Jiao,
Donna Bergmark*, Wendy Hall, Carl... ACM DL
http://citeseer.nj.nec.com/hitchcock00developing.html

und als Beispiel für die Repräsentation von Zitaten zu Online-Katalogen
im Citeseer empfehle ich eine Suche nach Zitaten und Arbeiten von
Michael Buckland (OASIS ...). Wenn Sie Metadaten vermissen, können Sie
die selbst nachtragen (ein Horror? Wird aber schon auf Plausibilität
geprüft ...), z.B. The Online Catalog: From Technical Services to Access
Service (1993)
http://citeseer.nj.nec.com/126584.html

Spannend auch die

Bicentennial Conference on Bibliographic Control for the New Millenium:
Confronting the challenges of Networked Resources and the web
http://www.loc.gov/catdir/bibcontrol/

Hierin gibt es interessante Beiträge (jeweils von unabhängiger Seite
kommentiert) zum "Library Catalog and the Web" und zum Thema "Exploring
"Partnerships: What Can Producers and Vendors Provide". Ich empfehle
allerdings als Antidot zu möglicherweise aufkommenden falschen
Erwartungen auch den Beitrag eines dedizierten "Abweichlers" aus der LoC
zu lesen, nämlich den von Thomas Mann:

Is Precoordination Unnecessary in LCSH? Are Web Sites More Important to
Catalog than Books? : A Reference Librarian's Thoughts on the Future of
Bibliographic Control

Noch eine andere unausgegorene Idee, natürlich nicht so gut wie ein
richtiges Citation Web ...
Starten Sie eine Anfrage im OPAC, füttern Sie die Trefferliste (Autoren
mit Titel und evtl. Verlag, evtl. mit Kriterium NEAR falls die
Suchmaschine dies anbietet) in einen geeigneten Webindex (schnelle
Antwortzeit ist wichtig, Google erfüllt diese Bedingung) und nehmen Sie
die (natürlich unscharfe) Trefferzahl der Suchmaschine als (ein
mögliches) Rankingkriterium, evtl. mit einer Korrektur für den Parameter
"Sprache": englisch-sprachige Titel sind im Web bevorzugt vertreten.

Bei Web-PACs könnte sehr nützlich sein ein Button, der mit dem Kurztitel
eines Buches eine Google-Suche startet und so relevante Seiten findet,
die ein Buch zitieren (also "related webpages", worunter natürlich auch
Webseiten für das Buch selbst, Reviews etc. sein können). Ich benutze
dies ständig, z.B. wenn ich mal schnell herausfinden will, ob ein zur
Anschaffung anstehendes Lehrbuch (die neu eingeführten Master of Science
Studiengänge lassen grüßen ...) schon eine Webseite hat oder irgendwo
empfohlen wird, oder um andere relevante Literatur zu finden, wenn ich
feststelle, daß die Literatur zu einem bestimmten Forschungszweig
unterrepräsentiert ist (Neubesetzungen von Lehrstühlen ...).

Bemerkenswerterweise ist die Bibliothek in Gent
(SFX/OpenURL-Miterfinder) diese Idee noch (nicht gehabt oder) nicht
realisiert; dort gibt es nur den üblichen Button, mit dem dieselbe Suche
im Web (Google) oder in Newsgroup (ebenfalls Google) angestoßen wird.

Gruß in meine alt-junge Praktikumsbibliothek!
Bernd-Christoph Kämper

Bernhard Eversberg wrote:
>
> Es ist ja richtig, was Kollege Kaemper da schreibt:
>
> > Ein entscheidendes Kriterium fehlte in der Liste von Karl Dietz,
naemlich
> > das Hauptkritierium, welches Google fuer's Ranking benutzt: die
> > Haeufigkeit, mit der der betreffende Titel zitiert wird.
> >
> aber das Erfassen der Zitate und ihr korrektes Verknuepfen mit den
> vorhandenen Titelsaetzen duerfte nun wirklich komplett aussichtslos
> sein.  So etwas auch nur in den Bereich des Moeglichen zu ruecken,
> haette man gerade von Kaemper nicht erwartet... Das weckt vollkommen
> unerfuellbare Vorstellungen. Aber vielleicht muessen wir auch immer
> mal deutlich sagen, was alles NICHT geht.
>
> Richtig ist nur, dass die anderen Kriterien wohl kaum eine
> vergleichbare Wirksamkeit entfalten wuerden, selbst wenn man sie
> allesamt realisieren KOENNTE. Ein Label "Google for books" waere
> mithin Hochstapelei.
>
> MfG B.E.
>
> Bernhard Eversberg
> Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
> D-38023 Braunschweig, Germany
> Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
> e-mail  B.Eversberg _at__ tu-bs.de



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.