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Google-Diskussion
Liebe Kollegen und Kolleginnen,
bei der sehr angeregten Diskussion um Google geht es wohl um die Diskrepanz
zwischen der bibliothekarischen handwerklichen Genauigkeit, die im Laufe der
Zeit bei der Bearbeitung von Printmedien entstanden ist und den neueren
Möglichkeiten , die das Internet inzwischen bietet und die vor allem durch
effiziente Suchmaschinen und elektronisches Angebot gekennzeichnet sind. Die
konventionelle bibliothekarische Tätigkeit in bezug auf Printmedien wird vor
allem bei den Geisteswissenschaften noch weiter Geltung haben.
Das Internet dagegen entwickelt größtenteils unabhängig von
bibliothekarischen Gesichtspunkten die "Bibliothek der Zukunft". Bei den
Bibliothekaren gibt es nun eine kleine Schar, vor allem unter den jüngeren,
die sich sehr dem Internet verbunden fühlt, wozu als Physiker sicher auch
Herr Kaemper gehört. Physiker habe inwischen größtenteils eine andere
Einstellung und Praxis in bezug das Internet als viele andere. Hierzu paßt
auch ein Ausspruch des englischen Physikers Jao Magueijo: "It's been ages
since I looked upon a refernce in a journal at the library" .
zitiert aus: Magueijo, João: Electronic Archives and the Death of Journals
in: 1st Conference des Ingenta-Instituts, September 1999, User Behaviour in
the
Online Scholarly Research Environment
über: http://www.ingenta.com/
Natürlich bevorzugen noch manche Wissenschaftler und auch manche
Naturwissenschaftler die mehr konventionellen, d.h. aber eher
umständlicheren Praktiken der Literaturbeschaffung, und vielfach, wie eben
bei den Geisteswissenschaften, ist auch eine Alternative gar nicht
vorhanden.
Die Umstellung auf die Möglichkeiten des Internet fällt vielen
Bibliothekaren, verständlicher Weise vor allem den älteren, immer noch sehr
schwer. Neben Unkenntnis und Abneigung bei den einzelnen kommen noch die
verkrusteten Hierarchien, Kompetenz- und Konkurrenzsituationen in vielen
Bibliotheken. Mit dem Internet sollte also auch etwas frischen Wind in
manche Bibliothek kommen. Und dafür sind "jugendliche Enthusiasten " gerade
richtig. Bibliotheken müssen sich, kurz oder lang, umorientieren. Insofern
ist auch die Klage des Wissenschaftsrates über mangelnde Bereitschaft dazu
von seiten der Bibliotheken meiner Meinung nach durchaus gerechtfertigt.
Auf die neuen Möglichkeiten der Literaturbeschaffung durch das Internet
müssen auch manche Datenbankanbieter sich erst noch einstellen. Vor kurzem
habe ich probeweise eine Recherche in INSPEC über STNEasy gestartet. Die
Treffer wurden in der Kurzform, d.h. ohne Angabe des Zeitschriftentitels,
angegeben. Läßt man sich nun den einzelnen Treffer in der vollen Form
anzeigen, kostet das gleich 3.90 DM. Man sieht also bei einem Treffer in der
Kurzform nicht, ob es sich etwa um eine Zeitschrift handelt, die über die
eigene Bibliothek oder allgemein frei in elektronischer Version zugänglich
ist und die man gleich kostenlos einsehen könnte. Obwohl ich mir nur einen
einzelnen Titel in der Vollform anzeigen ließ, belief sich die Rechnung zu
meiner Bestürzung auf 64,80 DM. Wie mir die freundliche Dame vom FIZ
Karlsruhe aber versicherte, seien Ihre Kunden auch bei diesen Preisen sehr
zufrieden. Wahrscheinlich spielen Kosten bei vielen keine Rolle. Die
Kenntnis der kostengünstigeren Möglichkeiten des Internet sind weithin
anscheinend nicht vorhanden oder werden nicht genutzt.
Mit freundliche Grüßen
Hans Hehl
Kurt Schumacher Str 25
93049 Regensburg
Tel. 0941 34980
E-Mail: johannes.hehl _at__ bibliothek.uni-regensburg.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.