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Zur DVB-Diskussion



Gedanken zur DVB-Diskussion

Pionier Thomas Hilberer, dem viel Erfolg fuer neue Unternehmungen an
neuer Wirkungsstaette zu wuenschen ist, hat mit der DVB ein viel
beachtetes und gern genutztes Instrument geschaffen, mit dem die ULB
Duesseldorf zu einer der herausragenden bibliothekarischen Adressen
im Web geworden ist. Eine solche Position wuerde niemand
aufgeben wollen, jeder waere bestrebt, sie zu sichern und
auszubauen, wie es aus der Verlautbarung der Leiterin klar
hervorgeht. Aufkommende Geruechte und Befuerchtungen um ein 
Hinscheiden der DVB duerften somit gelinde uebertrieben sein.
Es geht, wie den Worten von Frau Dr. Siebert zu entnehmen ist, 
nicht um das "Ob", sondern um das "Wie" der Weiterfuehrung.

Dieser Zeitpunkt scheint geeignet, ueber Sinn und Wert und
moegliche Zukunft von Linksammlungen ganz allgemein nachzudenken.
Drei Thesen duerften mittlerweile konsensfaehig sein, wenngleich
im Einzelnen noch viel Diskussionsbedarf bestehen mag:

1. Lokales Sammeln und Aufbereiten von Links ist, wie lokales
   Katalogisieren, in eine Verbundarbeit ueberzuleiten.
   Am Beispiel der E-Journale ist es schon ganz klar zu sehen:
   das anfaengliche Anbieten von Titellisten bei jeder
   einzelnen Bibliothek ist einer Beteiligung an der EZB
   oder dem Einbringen der Links in die ZDB und die Verbuende
   (und damit in die OPACs) gewichen. Gebraucht werden dafuer
   einige neue Konventionen und Regeln als Ergaenzung zu
   RAK und RSWK.
   Einzeldokumente wie E-Dissertationen sind selbstverstaendlich
   ebenfalls nicht nur in lokalen Linklisten aufzufuehren, wie
   es anfangs hier und da gemacht wurde. 

2. Das Internet als solches und als ganzes kann nicht katalogisiert 
   werden, aber die herausragenden Ressourcen muessen den konventio-
   nellen Medien an die Seite gestellt und mit diesen zusammen
   einheitlich nachgewiesen werden. Eine OPAC-Recherche sollte
   neben Buechern auch Web-Adressen zum gesuchten Thema liefern.
   Auch dieses wird fuer die Zeitschriften schon jetzt praktiziert
   und hat sich wohl bewaehrt.
   (Das heisst auch: man muss sich ueber Sinn und Ziele des
   Katalogs, siehe u.a. RAK Par.101, neue Klarheit verschaffen)

3. Das Bereitstellen von fachlich geordneten Linklisten, wenn der
   Bedarf dafuer klar erkennbar ist, sollte durch automatisches
   Erstellen aus der Verbunddatenbank heraus ermoeglicht werden.
   Dies wird damit zu einem Zusatznutzen der Datenbankarbeit. 
   Voraussetzung ist die Anwendung einer vereinheitlichten 
   groben Fachklassifikation und von Dokumenttyp-Codes, die das 
   Strukturieren der Listen ermoeglichen. 
   Das Einbringen solcher Angaben wie auch fachspezifischer
   Annotationen kann am besten durch fachlich versierte
   Bibliotheken geleistet werden (s.u. der Hinweis auf die
   ViFa-Projekte).
   
Aus diesen Gruenden haben wir die CoOL-Daten, die ja als einheitlich
strukturierte Saetze in einer Datenbank vorliegen, dem GBV zum
Einmischen in dessen Verbunddatenbank angeboten. Daran wird derzeit
gearbeitet.
Eine Grobklassifikation und eine Liste von Dokumenttypen sind fuer
CoOL entwickelt worden und wurden dokumentiert:
       http://www.allegro-c.de/formate/codes.htm

Auch in CoOL spielen die E-Journale eine Sonderrolle: diese Daten
sind auch schon z.B. in Regensburg und in Bielefeld genutzt worden.
(Selbstverstaendlich sind alle CoOL-Daten nach alter biblio-
thekarischer Tradition frei fuer Nachnutzungen verfuegbar.)

Mit CoOL wurde von vornherein die These 2 verfolgt, wie man im
Konzept nachlesen kann: http://www.biblio.tu-bs.de/CoOL/CoOL.htm
Die Bibliothek wollte dem Nutzer keinesfalls ein separates 
Instrument anbieten, das die Web-Ressourcen mehr oder weniger 
beziehungslos neben das Buchangebot stellt, sondern der
Zusammenhang sollte von der Anlage der Fachlisten her ganz klar
erkennbar werden: Bibliotheksangebot und Internet ergaenzen sich
Als Beispiel diene die Fachliste fuer Musik (nicht gerade eines
der Hauptfaecher in Braunschweig, aber eine vielgenutzte Liste):
   http://www.biblio.tu-bs.de/CoOL/fach-mk.htm

Auch in die DVB sind Verbindungen zum Bibliotheksbestand integriert
(Neuerwerbungslisten, Aufstellung, Zeitschriftenlisten, Links zu
den zustaendigen Personen).

Die ViFa-Projekte, auf die mehrfach hingewiesen wurde, sollen 
ebenfalls
im Kontext von Sondersammelgebieten unter anderem auch Internet-
Ressourcen erschliessen. Ueber die Metadaten wird momentan noch
diskutiert. Integration mit OPACs und Verbuenden ist dabei
ebenfalls vorgesehen.
Zu den ViFa-Projekten gehoeren z.B. die Goettinger SSGFI-Datenbanken.
Diese versuchen ebenfalls laenger schon eine mehr in die Tiefe 
gehende Bewertung der Ressourcen, aber ebenfalls die
Integration mit anderen Publikationen, wobei deren Daten aus dem
GBV entnommen werden.

Wenn man die Thesen 1. bis 3. umsetzt, kann man dadurch sowohl den
Fortbestand der in DVB oder CoOL steckenden Leistungen sichern
als auch ein Angebot aufbauen, das allen Bibliotheken und ihren
Nutzern in gleicher Weise zugute kommt, und an dem alle mitarbeiten
koennen, die etwas beizutragen haben, nicht nur einige Pioniere.
Salopp gesagt: die Linksammlerei muss in irgendeiner Weise in den
bibliothekarischen Mainstream hinein, und das heisst nun mal
Verbundarbeit, sonst ist es nichts fuer die Dauer.

Das ist auch der Grundgedanke des CORC-Projekts von OCLC. Ueber 
dessen Qualitaeten sei an dieser Stelle aber geschwiegen.

MfG B.E.

Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329, 
D-38023 Braunschweig, Germany
Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
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