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Re: Re: Bibliotheksschlüssel für Professoren ?



>Vielen Dank Herr Professor Kummer, Sie haben mir aus dem 
>Herzen gesprochen, obwohl die meisten bei zwei Tagen ja nicht 
>meckern, aber auch Bibliothekare sollten Verständnis dafür 
>aufbringen, wie die Zeit drängen kann, wenn man- wie imer kurz vor 
>Publikationsschluß- noch eine Fußnote überprüfen muß. Elisabeth 
>Simon, HonFLA
>****************
>Elisabeth Simon
>Auslandssekretariat des EDBI
....

Liebe Frau Simon, lieber Herr Prof. Kummer,

hier treffen doch wohl 2 ganz verschiedene Blickrichtungen (wenn nicht gar
Welten) aufeinander : einmal der einzelne Benutzer, der eine gerade jetzt
für ihn absolut unpassende Regelung nicht akzeptieren kann (will) und zum
zweiten "die Bibliothek" bzw. "der Bibliothekar", die nicht in der Lage oder
Willens sind, diesem Bedürfnis zu entsprechen.
Als Praktiker an einer kleinen Hochschule sehe ich das wesentlich anders :
1. die Bibliothek kann nur in den Rahmenbedingungen agieren, die von Politik
und Finanzen bereitgestellt werden. Wesentliche Parameter sind dabei
Personalstellen und sonstige Sachmittel, z.B. für Hiwis und verlängerte
Öffnungszeiten. Aber auch Arbeitszeit- bzw. Gleitzeitregelungen spielen eine
wesentliche Rolle.
2. Die Öffnungszeiten der Bibliothek sind daher immer ein Kompromiß zwischen
Wünschen und realen Gegebenheiten. Konkret: wir haben im Semester 45
Öffnungsstunden, Mo - Do 9 - 19 und Fr 9 - 14 Uhr. Wie oft wird von
langjährigen Hausangehörigen vor 9 bzw. am Freitag nach 14 "vergeblich"
Zugang zur Bibliothek verlangt ? Sehr selten. Sind die nun domestiziert oder
sind die Öffnungszeiten ziemlich gut ?
3. Wie sieht es denn mit der Anwesenheit der Professoren aus ? Das
Schlagwort Di-Mi-Do-Prof kommt doch nicht von ungefähr. Und für diese Leute
soll ich mich mit Verwaltung und Rektorat anlegen, damit ich mehr Personal
für eine Samstagsöffnung bekomme, die dann eine Benutzerfrequenz kleiner 1
pro Stunde hat ? (Haben wir über 2 Semester exemplarisch durchgeführt, ist
keine hohle Behauptung !)
4. Von jedem Studierenden wird verlangt, daß er seine Arbeit rechtzeitig und
ordentlich abliefert. Wieso kann dann ein Prof. Dr. seine Fußnoten erst in
allerletzter Sekunde überprüfen (wenn er das überhaupt selbst macht - auch
hier habe ich wesentlich andere Erfahrungen).
5. Die einmal kritisierten "2 Tage Wartezeit" beziehen sich m.E. auf den
Samstag und Sonntag. Wer hat denn in Deutschland in den Hochschulen 7 x 24
Stunden offen - mir ist nur das Konstanzer Experiment bekannt. Und Konstanz
hat bekanntermaßen ein einschichtiges System. An den großen, alten,
zweischichtigen Systemen haben es die Professoren doch gar nicht nötig, die
zentrale Bibl. zu nutzen, da ihre Forschungsliteratur im Institut etc. steht.

Mein Fazit : es wird immer Ansprüche geben, die wir nicht zufriedenstellen
können.
Insbesondere, wenn diese sehr individualistisch ausfallen. Ich kenne
Kollegen (!), die keine EDV, keine Online-Angebote wollen, das Geld wäre in
Literatur besser investiert. Andere verlangen möglichst schnellen Zugriff
auf entlegen(st)e Quellen, egal was es kostet (nicht sie, sondern
überhaupt). Wir vor Ort und insbesondere in den kleinen Bibliotheken müssen
den schwierigen Spagat versuchen - schaffen werden wir ihn nie.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Schanbacher
Bibliotheksleiter
Hochschulbibliothek Heilbronn
Max-Planck-Str. 39

74081 Heilbronn

Tel. 07131 - 504 301
Fax 07131 - 504 434
mail : bibliothek _at__ fh-heilbronn.de



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