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Re: Anfrage: Co-Autorenschaft bei wiss. Publikationen



Harald Mueller wrote:

> Lieber Herr Umstääter!

Ist das "Umstääter!" als verbale Geschicklichkeit oder Ungeschicklichkeit zu
verstehen?

> > 1. habe ich mit dem Trend lediglich auf eine Tatsache hingewiesen, die
> > sich szientometrisch eindeutig nachweisen lässt. 2. Tatsache ist, dass
> > die Wissenschaft inzwischen zunehmend Aufsätze mit hunderten von
> > Autoren hat, eine Entwicklung die D.J.de Solla Price im Prinzip
> > bereits 1963 vorhergesgt hat. 3. ist bei der Urheberschaft sicher
> > nicht nur die "AUSARBEITUNG" im Sinne dessen, wer den " entsprechenden
> > Text verfaßte" "Allein entscheidend". Wenn A Versuche durchführt, und
> > B wichtige Erkenntnisse daraus gewinnt, die A noch nicht hatte, und C
> > das ganze zu Papier bringt, soll dann wirklich nur C Urheber sein?
> > Das widerspäche eklatant der Realität.
>
> Auch wenn Sie sich auf den Kopf stellen und mit den Füßen
> strampeln, ändert das nichts an der urheberrechtlichen Situation:
>

Ich glaube nicht das Gymnastik das Problem löst.

> Nach Ihrem Beispiel ist allein (!) C der Urheber des Werkes "Text".
> Natürlich können A und B andere Rechte aus anderen Gesetzen
> ableiten, z.B. Patente. Dann dürfen Sie aber nicht von
> "Urheberschaft" sprechen.

Das scheint mir eine völlig neue Betrachtungsweise zu sein. Mit der Realität
hat das
insofern wenig zu tun, weil die Publikationen in Biologie, Chemie, Physik,
Sozialwissenschaften etc. eindeutig diejenigen, die die Versuche durchführen
und auswerten als Autoren nennen.

> Es irritiert mich etwas, daß eine derart exponierte Persönlichkeit
> wie Sie derartige "Unschärfen" in seinen öffentlichen Äußerungen
> offenbart. Sie können eine eindeutige und präzise Rechtslage nicht
> einfach mit dem Pauschalverweis auf die "Realität" (bitte genauer
> definieren!) beiseite wischen.

Mit Realität meine ich, das was täglich in den Labors und in den Instituten
geschieht.

> Es grüßt (etwas in Sorge um die bibliothekarische Ausbildung)
>
> Harald Müller
>
> ************************************************************
>
> Max-Planck-Institut fuer Auslaendisches Oeffentliches Recht
> und Voelkerrecht / Bibliothek

Vermutlich ist das im juristischen Bereich anders, weil dort Versuche,
empirische Eerhebungen, Statistische Analysen etc. seltener sind, und damit
die Arbeitsteilung bei komplizierten wissenschaftlichen Publikationen noch
nicht so weit vorangeschritten ist.

In der Chemie setzte diese Entwicklung der Co-Autorschaft beispielsweise in
den dreißiger Jahren des letzten Jahrunderts stärker ein, als in der
Biologie. Insofern gibt es bekannte Unterschiede in den Disziplinen. Der
Trend ist aber ein grundsätzlicher.

In Ihrer "Sorge um die bibliothekarische Ausbildung" kann ich Sie beruhigen,
weil angehende Wissenschaftler in ihrem Studium nicht indoktriniert werden
(wie es in dieser Diskussion einige der Beteiligten zu glauben scheinen -
daher wohl auch die Emotionen) sondern lediglich über verschiedene Aspekte
wissenschaftlicher Untersuchungen von verschiedenen Dozentinnen bzw.
Dozenten (auch solchen aus der Praxis) in Kenntnis gesetzt werden. Wir
untersuchen in der Wissenschaftsforschung die hier angesprochene Problematik
seit mehreren Jahrzehnten im Rahmen der Interdisziplinarität.

Die hier auffalmmende Diskussion zeigt, dass sich die Juristen und
insbesondere die sog. knowldge manager mit diesr Problematik zunehmend
konfrontiert sehen.

Ich kann nur empfehlen, sich die Publikationen von CERN, dem Europäischen
Forschungszentrum in Genf anzusehen. Dort sind hunderte von Autoren für
einen Aufsatz keine Seltenheit.

MfG

Umstätter

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tel;fax:030 2093 4335
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fn:Prof. Dr. Walther Umstätter 
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