Re: Informationssinflut hat begonnen

["Prof. Dr. Walther Umstätter" <h0228kdm _at__ rz.hu-berlin.de>]

Sehr geehrter Herr Wolf,

besten Dank für diesen Hinweis. Die Studie von Hal Varian und Peter Lyma,
ist zweifellos interessant, man sollte aber berücksichtigen, dass hier zwei
Dinge durcheinandergebracht werden. In der bisherigen Verdopplungsrate der
Literatur, die seit über dreihundert Jahren konstant bei 20 Jahren liegt,
wurde nur die publizierte Literatur berücksichtigt. Nun werden neuerdings
alle digital verfügbaren Nachrichten (Information, Redundanz, Rauschen) im
Internet oder auf CD-ROM mit berücksichtigt. Ein großer Teil sind
irgendwelche Bilder, die im allgemeinen viel Speicherplatz fressen. Die
Möglichkeit der Daten- bzw. Informationskompression wird wenig
berücksichtigt. Bilder können zwar viel Information enthalten, weitaus mehr
als Text, dafür kann aber Text weitaus mehr Wissen enthalten, weil man darin
die Information erst begründen kann.

Man sollte sich davon also nicht irritieren lassen. Das Wachstum geht ganz
normal weiter, und die Umwandlung von Informationen  in Wissen bleibt
weiterhin so notwendig wie bisher.

Bei den 93 Prozent des Datenvolumens in digitaler Form ist anzumerken, dass
das BMBF bisher das umgekehrte behauptet hat, 95 % seien auf Papier, weil
etwa 95 % der publizierten Daten letztendlich ausgedruckt werden.

Zur Informationssintflut ist noch anzumerken, genaugenommen nimmt für uns
die Redundanz, nicht die Information zu. Urmenschen hatten unter einer sehr
viel größeren Informationsflut zu leiden als wir. Für Sie geschah
ununterborchen unerwartetes und unverstandenes. Uns erlaubt das Wissen das
wir haben vieles als bekannt einzustufen, weil wir es vorhersagen können.
Gerade darum treibt uns unsere Neugier permanent nach neuen Informationen.

MfG

Umstätter

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