Re: "Titelblatt-Generator" / E-Diss.

[Klaus Graf <graf _at__ uni-koblenz.de>]

Thomas Hilberer wrote:

> Allerdings soll dieser  "Titelblatt-Generator" die Arbeit erleichtern
> und nicht erschweren - ohnehin treiben wir einen viel zu grossen
> Aufwand mit den E-Dissen, denn sie werden ja ausserdem bzw. an erster
> Stelle in der Katalogdatenbank erschlossen.

Diese Einschaetzung moechte ich, lieber Herr Hilberer, mit einem
Fragezeichen versehen. Gerade in den Geisteswissenschaften sind
Modetitel en vogue, die das Thema der Arbeit nicht praezise genug
umschreiben. Alles, was an zusaetzlicher Erschliessung ueber die reinen
Titeldaten und die bekanntlich nicht unproblematische Sacherschliessung
hinausgeht, ist zu begruessen!

 
> Wer je mit einem Hochschul-Mediziner ueber die Qualitaet
> medizinischer Dissertationen und deren Wert fuer die Forschung
> gesprochen hat, weiss, dass selbst dieser Aufwand zu hoch ist.

Seit wann sind die Naturwissenschaften das Mass aller Dinge? Wer je mit
Historikern oder Kunsthistorikern gesprochen hat, weiss, dass selbst
unveroeffentlichte Magister- und Diplomarbeiten ganz wichtige Beitraege
zur Forschung bieten. Zu diesem Problemkreis ist mir aber seit 1989
keine einzige bibliothekarische Abhandlung bekannt geworden. Die
Hochschulbibliotheken hatten es 1989, als ich auf das Thema stiess, noch
mehrheitlich abgelehnt, diese Arbeiten als etwas dokumentationswuerdiges
anzusehen. Im Zuge der E-Diss-Debatte haben sich Hochschulserver
etabliert, die nun auch solchen Arbeiten ein Obdach geben, was mich sehr
freut.

Ich finde es bedauerlich, dass durch Ihre Bemerkungen der Eindruck
erweckt wird, als lohnten E-Dissertationen die Muehe nicht, die darauf
verwandt wird. Grundsaetzlich habe ich nicht den Eindruck, dass
ueberwiegend schlechte Arbeiten als E-Diss. veroeffentlicht werden. Die
KandidatInnen waehlen - dies gilt auch fuer den Druckbereich - eben eine
moeglichst kostenguenstige und schnelle Alternative. Wer seinen Titel
rasch benoetigt, greift dann eben, auch wenn er eine herausragende
Arbeit publiziert hat, nicht selten NICHT zur angesehenen, aber
kostspieligen und langwierigen Reihen-Veroeffentlichung!

Mit freundlichen Gruessen
Dr. Klaus Graf
http://www.uni-koblenz.de/~graf