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Re: Symposion zum Informationsbegriff
Die Klaerung der Begriffe, mit denen wir umgehen, scheint wohl wirklich
dringend. Die Aussichten, dass es gelingt, vermutlich jedoch gering.
"Information" wird heute in mindestens drei Bedeutungen verwendet:
A Synonym fuer "Daten"
Das ist wohl die am wenigsten sachgerechte Verwendung des Wortes.
Meistens ist geordnetes, strukturiertes Datenmaterial gemeint, jedoch
ohne Zusammenhang mit einem Subjekt.
B im subjektiven Kontext steht "Information" fuer etwas, das
mich "informiert". Eine japanische Zeitung bietet mir z.B. keine
Information, einem Japaner aber sehr viel. Ferner: eine Zeitung
von gestern bietet mir heute viel weniger Information, obwohl
die Menge an Schriftzeichen dieselbe ist wie gestern.
C Die "Informationstheorie" sieht Information schlicht als einen
Strom von Symbolen und befasst sich mit der Frage, wie man so etwas
messen und mit welchen Prozeduren man es mit hoher Sicherheit
durch Kanaele uebertragen kann. Hier laesst sich der Gehalt einer
japanischen Zeitung exakt messen, nur was man da misst, ist etwas
anderes als der unter B gemeinte Gehalt. Hiermit haengt vermutlich
die Vorstellung zusammen, "Information" sei etwas Gleichrangiges neben
Materie und Energie.
A ist demnach ueberfluessig und irrefuehrend, C ist ein Missverstaendnis. In
der Tat waehlte Claude E. Shannon, der Begruender der sog.
"Informationstheorie", fuer sein beruehmtes Papier 1948 den Titel "A
mathematical theory of communication" und meinte nichts anderes als oben
unter C ausgedrueckt. Von "Information" sprach er ganz bewusst nicht, das
wurde spaeter erst aufgepfropft.
"Information" als (immer subjektbezogenen) *Vorgang* zu begreifen
(Datenaufnahme mit Einordnung in vorhandenes Wissen oder Bildung von neuem
Wissen, koennte man z.B. sagen), das waere m.E. sachgerecht. (Das Subjekt,
nebenbei, kann auch eine Maschine sein.)
Durchsetzen wird sich dies nicht. Wenn wenigstens in unseren Kreisen aber die
Bedeutungen A B C stets sauber auseinander gehalten wuerden, waere schon
was gewonnen.
MfG B.E.
Bernhard Eversberg
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