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neuere Biographieforschung



Sehr geehrte Damen und Herren,

im Rahmen eines literaturwissenschaftlichen Forschungsprojektes "Bildungsgaenge 
literarischer Groessen" fuer das SS 2000 bin ich bei der Planung des Projektes, 
aus dem verschiedene Beitraege aus den Bereichen Germanistik, Literatur- und 
Editionswissenschaft spaeter erwachsen sollen, auf ein organisatorisches Problem 
gestossen: Da die Artikel literaturwissenschaftlicher Praegung sind (sie 
entstehen im Germanistik-Institut), das Thema an sich aber durchaus 
paedagogischen Charakter hat ("Bildungsgaenge"), so muss in der Anlage jener 
Projektarbeiten klar ersichtlich sein, dass ein paedagogisch formuliertes Thema 
mit Recht in den Fachbereich Germanistik/Literaturwissenschaft gehoert und nicht 
in den Fachbereich Paedagogik/Erziehungswissenschaften. Wie man aber einen 
zukuenftigen Beitrag anlegt, welche Modelle oder schon vorhandenen Konzepte dann 
"greifen", konnte ich bislang nicht ermitteln.   

Eine moegliche Dokumentenbiographie, wie sie beispielsweise Heinz und Gudrun 
Becker 1959 im Briefwechsel und in den Tagebuechern von Giacomo Meyerbeer 
versuchten, ist fuer einen wissenschaftlichen Beitrag nicht brauchbar, da die 
Dokumentenbiographie ohne subjektive Ausdeutung und literarische Darstellung und 
Interpretation auskommt, was sehr wohl in wissenschaftlichen Publikationen 
gefordert ist. Eine strikte Einteilung in 2 Kapitel: 1) historischer 
(paedagogischer) Ueberblick ueber Elternhaus, Schule, Universitaet u.a.; 2) 
literatursystematischer Abriss, d.h. Aeusserungen des Dichters ueber 1), ist 
m.E. auch nicht sinnvoll, da eine Art von metakritischem Konzept daraus nicht 
erkennbar wird. Dr. Ulfert Ricklefs von der Universitaet Erlangen-Nuernberg 
formuliert 3 Modelle, die gepraegt sind von "biographischer Intertextualitaet", 
aber die Uebertragung auf meine Fragestellung erweist sich fuer mich als 
ueberaus schwierig. Konkret fuer alle Diskussionsteilnehmer: Wie lege ich eine 
im Fach Literaturwissenschaft zu erstellende Arbeit unter paedagogischer 
Fragestellung an, ohne mir den spaeteren Vorwurf gefallen lassen zu muessen, 
dieses Forschungsvorhaben sei im Fachbereich Paedagogik/Erziehungswissenschaften 
besser gestellt und formuliert gewesen? Entsprechend muessen die einzelnen 
Themen aussehen, die die literarischen Groessen (Hoelderlin, Schiller, Goethe 
u.a.) in deren Bildungsgaengen beschreiben. Fuer Hinweise jeder Art bin ich sehr 
dankbar, ebenso ueber Mitteilungen ueber Literatur, die sich mit der neueren 
Biographieforschung kritisch auseinandersetzt. 

Fuer Ihre Muehen besten Dank im voraus.
  
Mit freundlichen Gruessen

Ralf Oldenburg
Literatur- und Editionswissenschaftler
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E-Mail:   ralf-oldenburg _at__ t-online.de
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