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Libraries and Democracy
- Date: Tue, 01 Dec 1998 14:26:07 +0100 (MET)
- From: "Bohrer,Christiane 089/15921-274" <bohrer _at__ goethe.de>
- Subject: Libraries and Democracy
Vom 23.-25. November 1998 fand in Strassburg eine Konferenz des
Europarats statt zum Thema
"LIBRARIES AND DEMOCRACY:
The Responsibilities of the State, Local Authorities and
Professionals".
Bibliothekare und Kulturpolitiker aus 30 Mitgliedstaaten des
Europarats erarbeiteten in diesen 3 Tagen auf der Grundlage der
Ergebnisse verschiedener Initiativen des Europarats den Entwurf
einer Reihe von Empfehlungen in Bezug auf eine - angestrebte oder
zu aktualisierende - Bibliotheksgesetzgebung fuer die einzelnen
europaeischen Staaten.
Die Empfehlungsentwuerfe umfassen 4 Kernbereiche sowohl des
traditionellen Auftrags von Bibliotheken wie auch ihrer neuen
Verpflichtungen:
1. Freie Meinungsaeusserung und freier Zugang zur Information
2. Bibliotheken im Kontext nationaler Informationspolitik
3. Bibliotheken als aktiver Teil der Buch- und Informationskette
4. Schutz des schriftlichen Erbes.
Dass freier Zugang zur Information, verankert in Artikel 10 der
europaeischen Menschenrechtskonvention, selbst in traditionell
demokratischen Staaten keine Selbstverstaendlichkeit ist, wurde
von Jean-Louis Gautier-Gentès, dem Generalinspektor der
franzoesischen Bibliotheken durch die Erinnerung an den Einfluss
der rechtsextremistischen Partei "Front National" auf die
Bestaende Oeffentlicher Bibliotheken in Suedfrankreich
verdeutlicht sowie durch einen beeindruckenden Vortrag von Judith
Krug von der American Libraries Association ueber den von
Praesident Clinton unterzeichneten "Communications Decency Act",
der zum Schutz vor Kinderpornographie eine Kontrolle des Zugangs
zum Internet gesetzlich regeln sollte.
Die finnische Bibliothekarin und Mitglied des Europaparlaments,
Mirja Ryynänen praesentierte ihren Bericht ueber die Rolle der
Bibliotheken in der modernen Gesellschaft, der in ein Communiqué
mit Empfehlungen fuer die EU-Staaten muenden soll. Sie hob
hervor, dass die Bibliotheksthematik im Kontext der
Informationsgesellschaft insofern eine herausragende Rolle
spiele, als sie diese, bislang zu einseitig oekonomisch und
technologisch akzentuiert, unter Kultur- und
Demokratiegesichtspunkten zu gestalten helfe. In Bibliotheken
investieren, sagte Frau Ryynänen, heisse in die Demokratie
investieren.
Dass freier Zugang zur Information nicht unbedingt kostenfreier
Zugang heisst, war unumstritten. Darueber, wer zahlt, der Staat
oder der Buerger oder beide, und ob der politische Grundsatz
durch Hinweis auf oekonomische Notwendigkeiten nicht von
vornherein pervertiert werde, wurde allerdings kontrovers
diskutiert.
Von Emotionen gepraegt, zugleich aber auch vom Willen geleitet,
den Blick in die Zukunft zu lenken, war der Gedankenaustausch
ueber ein Thema, das im Zusammenhang mit dem Schutz des
schriftlichen Erbes behandelt wurde. Die Frage, wie mit den im
Zuge des Zweiten Weltkriegs verbrachten Bibliotheksbestaenden
(displaced collections) umgegangen werden soll, wurde unter der
Diskussionsleitung der Moskauer Generaldirektorin der Bibliothek
fuer Auslaendische Literatur, Ekaterina Geniewa einmuetig
dahingehend beantwortet, dass Zugaenglichkeit und Konservierung
dieser Buecher zur Zeit Vorrang haben sollten vor der
Standortbestimmung.
Die auf der Konferenz ausgearbeiteten Grundsaetze zur
Bibliotheksgesetzgebung werden nach ihrem Gang durch die
Instanzen des Europarats und schrittweisem Verlassen ihres
Entwurfscharakters den Regierungen der Mitgliedstaaten vom
Europarat empfohlen werden.
Aus Deutschland haben zwei Experten an der Konferenz
teilgenommen: Prof. Dr. Bernd Hagenau, Direktor der
Saarlaendischen Universitaets- und Landesbibliothek Saarbruecken
und Dr. Bernd Maassen, Leiter der Abteilung Planung und
Kontrolle Der Deutschen Bibliothek.
Das Goethe-Institut war als Beobachter eingeladen.
Christiane Bohrer
GOETHE-INSTITUT / Zentralverwaltung
Leiterin des Bereichs
Informationsarbeit: Planung und Steuerung
Helene-Weber-Allee 1
80637 Muenchen
Tel. 089/159 21 274
Fax: 089/159 21 237
E-Mail: bohrer _at__ goethe.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.