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Re: Fuer das DBI ...



BIOst Library (= Susanne Oehlschlaeger) schrieb:
> 
> Sehr geehrter Herr Wagner,
> 
> so sehr ich Ihren Unmut ueber das bevorstehende Ende des DBI teile 

Hier liegt eines der eklatanten Missverstaendnisse im Zusammenhang
mit meinem oeffentlichen Eintreten in Sachen DBI vor. Auch wenn 
es nicht unwitzig heisst: was Oesterreicher und Deutsche trenne, 
sei die gemeinsame Sprache, so bedeutet doch das Wort "Unmut" in Wien 
das gleiche wie in Koeln und ist hier voellig fehl am Platz. Ich
habe mich nicht emotional aus "Unmut" ausgedrueckt, was mich vielmehr
bewegt hat, sind Entsetzen und Sorge. Wenn das grossspurig klingt, 
sei nicht vergessen, dass ich dem deutschen Bibliothekswesen vier
Dezennien lang verbunden bin, und das umso enger, als ich zu DDR-
Zeiten persoenliche Kontakte mit jenem Teil der Kollegenschaft pflegen
konnte, der fuer viele aus dem Westen (ich erinnere an den Alleingang
via KRAK zu RAK-WB) bloss eine Quantité négligeable war.

> Der VdDB wie der VDB sind Mitglied der Bundesvereinigung Deutscher
> Bibliotheksverbaende. Innerhalb der BDB haben wir uns gleich zu Beginn 
> der DBI-Tragoedie darauf geeinigt, mit EINER Stimme (naemlich der 
> BDB-Stimme!!) nach aussen zu treten, was in vielfaeltiger Weise 
> geschehen ist. Die BDB und ihre Sprecherin, Frau Prof. Birgit Dankert, 
> haben keine Gelegenheit versaeumt, fuer den Erhalt des DBI 
> einzutreten. Das ist sehr oft auch auf politischer Ebene geschehen 
> und sicher nicht in jedem Einzelfall in der bibliothekarischen 
> Fachpresse gemeldet worden.
> 

Daß der alte Wunsch, es moegen doch endlich die bibliothekarischen 
Verbaende in Fragen, die alle Sparten unseres Berufes betreffen, 
"mit einer Stimme" sprechen, hier Wirklichkeit werden sollte, hatte 
uns alle mit tiefer Genugtuung und grosser Hoffnung erfuellt. Aber
haben es sich die Verbaende nicht etwas gar zu einfach damit gemacht, 
"gleich zu Beginn" alles Frau Prof. Dankert zu ueberantworten und 
sich in splendid isolation zurueckzuziehen im Bewusstsein, damit
schon ihre Schuldigkeit getan zu haben?  Was haette denn dagegen 
gesprochen, wenn die Mitgliedsverbaende des BDB zusaetzlich zu dem
Vorstoss ueber den Dachverband auch einzeln, selbstverstaendlich
im Rahmen jeweils konzertierter Aktionen, das Thema DBI in die 
Oeffentlichkeit getragen haetten, um damit die Breite der Bewegung 
fuer den Erhalt dieser von uns allen als unverzichtbar angesehenen 
Institution in aller Deutlichkeit sichtbar zu machen?

Hat man im "Auszug aus der Eroeffnungsrede" Herrn Hilgemanns zum 
diesjaehrigen Bibliothekartag auch nur die wenigen Zeilen gelesen, 
die ich in meiner Freitag-Mail woertlich zitiert habe:
 
  "Warum zerschlaegt man nun das Deutsche Bibliotheksinstitut? 
   Warum gilt nicht eines unserer sachlichen, bibliothekarichen,
   im Sinne der Bibliotheken und vor allem im Sinne der Nutzer der
   Bibliotheken vorgetragenen Argumente fuer das DBI?

kann es auf diese Frage doch nur die Antwort geben, dass von Anfang
an nicht oder nicht genuegend koordiniert, nicht genuegend ueberlegt
und nicht mit groesstem Einsatz vorgegangen worden war.

Wenn, wie es etwa im Jahresbericht fuer 1998/99 des Vorsitzenden
des VDB heisst, 

> ... Die BDB hat in unzähligen Aktionen (Briefen an Abgeordnete und 
> andere Entscheidungsträger, Pressekonferenzen u.ä.) darauf 
> aufmerksam gemacht, daß eine Schließung des DBI als einziger 
> nationaler Dienstleistungs- und Forschungsinstitution im
> Bibliotheksbereich katastrophale Folgen für alle Bibliotheken haben 
> wird. Leider sind alle Bemuehungen gescheitert ...

dann zeigt dies doch ueberdeutlich, dass die bisherige Taktik nichts 
gebracht hat, was wohl auch schon im Jahr zuvor haette bemerkt werden 
muessen. Hatten die Vorsitzenden der Verbaende keine regelmaessigen 
Lagebesprechungen abgehalten, auch wenn darueber, sei es auch aus
taktischen Gruenden, den Mitgliedern nicht berichtet wurde? Und was
heisst denn konkret  "unzaehlige"  Aktionen? Sind sie bloss unzaehlig, 
weil keine Aufzeichnungen gefuehrt worden sind ueber das, was gemacht 
worden war. 

Aus der leider unvollstaendigen DBI-Chronik unter
<http://www.dbi-berlin.de/dbi_inf/wr/wr.htm>
geht nicht hervor, welche Aktivitaeten _1999_ bibliothekarischerseits
gesetzt wurden (zum Schreiben Frau Prof. Dankerts an den Herrn
Bundeskanzler und dessen Kulturbeauftragten s. weiter unten).

Im April ds. Js. wurde bekannt, dass die KMK-Amtschefkonferenz 
ihre Entscheidung fuer das Konzept der Ad-hoc-Arbeitsgruppe vertagt 
hatte, was unter der URL
<http://www.dbi-berlin.de/dbi_inf/presse/dbifutur.htm>
zu lesen steht. Alle fuehrenden Funktionaere unserer Verbaende muesaen
sich fragen lassen, was der Grund dafuer war, dass nicht spaetestens 
bei dieser sich direkt aufdraengenden Gelegenheit mit allem Nachdruck
offensiv an die Oeffentlichkeit gegangen wordenb ist, mit der BDB an 
der Spitze und unter Heranziehung professioneller PR-Fachleute?


Der Brief Frau Prof. Dankerts vom 13. Januar ds. Js. ist mir aus 
dem "BIBLIOTHEKSDIENST" 1999, H. 2, S. 219-220 bekannt geworden. 
Meiner festen Ueberzeugung nach haette er aber, nach den negativen
Erfahrungen aus der Zwischenzeit, ein anderes Aussehen haben muessen, 
es haette  - wie ich es eben vorhin schon angesprochen habe - 
zwingend jemand, der sich auf professionelles PR-Management versteht, 
hier beratend beistehen muessen. 

Ich kann natuerlich nur von meiner eigenen subjektiven Empfindung 
her sprechen, aber der Abschluss  "Mit freundlichen Gruessen"  (siehe 
BD 1999, 2, zuoberst auf S. 220) haette genauso unter einem 
Neujahrsglueckwunsch stehen koennen.

Einen entscheidend anderen Eindruck haette dieses Schreiben (das letzte
in Sachen DBI?) meiner Meinung nach  _dann_  gemacht, wenn nicht bloss 
im Fliesstext des letzten Absatzes die ohnehin bekannten Zahlen genannt 
worden waeren (4.000 Bibliotheken, 35.000 Mitarbeiterinnen etc. etc.),
sondern sich alle Mitglieder der BDB einzeln unterzeichnet haetten, dem
Schreiben vom Optischen her ein anderes Gewicht gebend  - denn dass 
der angeschriebene Herr Bundeskanzlere den eigentlichen  _Text_  des 
Briefes wirklich gelesen haben wird, ist wohl eher nicht anzunehmen -.


	Es haette nmM also das Schreiben nicht bloss 
	"Mit freundlichen Gruessen"  Prof. Birgit Dankert 
	enden sollen, vielmehr haette dem folgen sollen:


    	Deutscher Bibliotheksverband (DBV)
	Dr. Arend Flemming, Vorsitzender

	Verband Deutscher Bibliothekare (VDB)
	Dr. Klaus Hilgemann, Vorsitzende

	Verein der Diplom-Bibliothekare an wiassenschaftlichen
	Bibliotheken e.V. (VdDB)
	Susanne Oehlschlaeger, Vorsitzende

	Verein der Bibliothekare und Assistenten an oeffentlichen 
	Bibliotheken (VBA)
	Klaus-Peter Boettger, Vorsitzender

	Deutsches Bibliotheksinstitut
	Dr. Karin Pauleweit, Direktorin

	Einkaufszentrale fuer Bibliotheken GmbH (ekz)
	Henner Grube, Direktor



Ich bleibe bei meiner Meinung, dass in Sachen DBI insgesamt 
gesehen viel zu leichthin vorgegangen worden ist, so leichthin, 
wie es mir auf einem anderen Gebiet und in einer blossen
Detailfrage vor fuenf Tagen vorexerziert wurde, als das neue 
VdDB/VDB/Rundschreiben bei mir ankam -  in einem Couvert ohne 
Absenderangabe und nicht freigemacht. Ich habe die umgerechnet 
15 DM Nachgebuehr, die ich deshalb entrichten musste, zwar gerne 
bezahlt, weil mir gerade angesichts meines Vorstosses in Sachen 
DBI das bereits schon sehr erwartete Heft es wert war, aber 
als Visitenkarte der beiden Vereine genommen, sollte allzu viel 
Selbstgefaelligkeit da vielleicht nicht angesagt sein.


Mit freundlichen Gruessen

Hans Wagner


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Dr. Hans Wagner
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