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Re: OPAC-Umfrage: Ergebnisse
Sehr geehrte Frau Schulz, liebe Liste,
ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob ich wohl etwas verpasst
habe. Das Thema ist doch nicht "ENTWEDER find-Befehle ODER
Register" - oder? Korrigieren Sie mich bitte, falls ich mich
irre.
> > Besonders die vorletzte Aeusserung ist so undurchdacht, dass es schon weh
> > tut: wer nicht weiss, wie ein Name geschrieben wird, kann ihn auch mit
> > einem "find"-Befehl nicht finden.
> Doch: Dafür sind verschiedene Möglichkeiten des
> Fuzzy-Matching im Einsatz
Aha - und die Moeglichkeiten des Fuzzy-Matching wissen besser,
was ich eigentlich meine, als ich selber, wenn ich einen Namen im
Register wiedererkenne?
Tut mir leid - selbst wenn der Suchende in 95% aller Faelle dank
eingebauter Unschaerfe das Richtige findet, ist das meiner
Meinung nach absolut unzureichend, um ausschliesslich diese
Methode zu verwenden.
> Dieser Anstoß ist theoretisch da; er wird zwar von
> Bibliothekaren, oft aber nicht von Bibliothekskunden
> verstanden.
Und?
Gelegentlich wird ein OPAC auch von Bibliothekaren benutzt.
> > Ein gutes Register kann sogar den eingebauten Hinweis ent-
> > halten von einer Verweisungs- auf die Ansetzungsform.
> Auch das läßt sich nach Eingabe der Suchformulierung
> automatisch regeln, d.h. ohne den Benutzer mit Verweisungen
> zu beschäftigen.
Mancher Benutzer moechte das aber ganz gerne wissen, z.B. um in
anderen OPACs oder Datenbanken, bei denen es mit Fuzzy-Matching
noch nicht so weit her ist, Erfolg zu haben.
> > Ein Register macht auch die Schreib(fehler)varianten sichtbar,
> > die dicht beieinander liegen, die bei einem "find"-Befehl aber
> >verpasst wuerden.
> dito
Keine Maschine kann fuer einen Benutzer die Entscheidung treffen,
ob er sich vertippt hat oder einen ausgefallenen Namen sucht.
In vielen - vielleicht den meisten - Faellen mag die Maschine
mittels Fuzzy-Matching den Benutzer auf den richtigen Weg
fuehren, aber keinesfalls in allen. Und dann? Wenn dann keine
Moeglichkeit besteht, manuell auf die Suche zu gehen (mittels
Register), steht der Benutzer im Regen.
Die Fuzzy-Logik beschert ihm unter Umstaenden eine unnoetig
grosse Treffermenge (eingegebenes Suchwort plus von der Maschine
als gemeint unterstellte weitere Suchwoerter).
> Der Unterschied ist m.E. der: Die Relativitätstheorie war
> nicht als öffentliche Dienstleistung gegenüber
> Informationslaien gedacht. Wir sind es unseren Kunden
> schuldig, sie da abzuholen, wo sie stehen,
Bedeutet das, dass wir uns im Sinne der Kundenorientierung
auf das Niveau der Kundschaft - und zwar des unbedarfteren Teils
der Kundschaft - begeben sollten?
Dann sollten wir vielleicht mit Ruecksicht auf die Kunden, die
mit Mathematik nicht so viel am Hut haben, unsere Lehrbuecher der
Hoeheren Mathematik (deren Ausleihe wir als Dienstleistung auch
fuer Laien auf dem Gebiet der Mathematik anbieten) makulieren.
Sowas wirkt schliesslich abschreckend auf Leute, die davon nichts
verstehen.
Solange wir nicht auf die Idee verfallen, Register als einzige
Recherchemoeglichkeit vorzusehen, kann ich keinen Grund erkennen,
sie nicht anzubieten. Sie werden benutzt, soviel kann ich - auch
ohne 13-jaehrige Erfahrung - definitiv sagen.
Ein Benutzer, den das reine Angebot eines Registers (das er
nutzen, aber auch ebensogut ignorieren kann) abschreckt, dürfte
ohnehin in einer normalen Bibliothek keine Loesung seiner
Probleme finden.
> und da gibt es eben doch kundenorientiertere Methoden der
> OPAC-Gestaltung als das Angebot von Registern.
Vielleicht gibt es die. Dann sollten wir sie anbieten.
Aber keinesfalls kann man mit dem Argument der Kundenorientierung
auf das Angebot einer Dienstleistung verzichten, solange es noch
Kunden gibt, die daraus einen Nutzen ziehen koennen und wollen.
> Anleitungen werden selten gelesen.
Also sollten wir keine schreiben?
> Ich glaube nicht daran, daß das Beharren auf der Meinung,
> unsere Kunden müßten bei der Benutzung der für sie
> bereitgestellten Suchtools das lernen, was wir wissen, eine
> starke Lobby für die Bibliotheken einbringen wird.
Es ist sicherlich nicht nur meine Erfahrung, dass es in unserer
Kundschaft immer einen gewissen Prozentsatz von sagenwirmal
"schlichten Gemuetern" gibt. Nach besten Kraeften werden wir
natuerlich diesen Leuten den Zugang zu unseren Ressourcen
ermoeglichen.
Aber dann gibt es eben auch noch die Kunden, die ueber gewisse
Kenntnisse in der Abfrage von OPACs, Datenbanken usw. vefuegen.
Wenn wir diesen Leuten eine Recherchemoeglichkeit vorenthalten
(mit Hinweis darauf, dass es andere Leute gibt, die sonst mit dem
Katalog nicht mehr klarkommen), wird das die Lobby des
Bibliothekswesens auch nicht nennenswert staerken.
Machen wir unsere Kunden nicht duemmer, als sie sind!!
> Bin gespannt, ob mir jemand zustimmt.
Liebe Frau Schulz - tut mir leid ...
Viele Gruesse -
U. Alpers
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