Donaueschingen, Digitalisierung, Bibliothekare

[Jan Haag <jan.haag _at__ bibliothek.uni-ulm.de>]

Da es in dieser Diskussion auch wieder um den Wert von Quellen geht und
um die Feststellung, was eigentlich zu sammeln und zu erhalten ist und
wie Bibliothekare und Andere damit umgehen, sei hier noch einmal
nachdruecklich auf den vorzueglichen Essay des amerikanischen
Schriftstellers Nicholson Baker hingewiesen:

Baker, Nicholson: Verzettelt
In: Baker, Nicholson: U & I, dt. Ausgabe: Rowohlt Taschenbuch Verlag,
1999, DM 19,90

Der Aufsatz ist auch interessant fuer all jene, die uns weissmachen
wollen, nur in den USA werden die Bibliotheken richtig organisiert,
naemlich digitalisiert. Gibt sich doch hier ein moderner Autor als
Liebhaber und staendiger Benutzer eines umfassenden Bibliotheksangebots
zu erkennen, dass man so und so oft und in solcher Qualitaet in Amerika
und Europa noch sehr haeufig vorfindet. Dieses gilt es nach meinem
bibliothekarischen Verstaendnis zu bewahren, auszubauen und mit neu
hinzukommenden elektronischen Medien und informationstechnischen
Loesungen sinnvoll zu ergaenzen.
Noch ist uebrigens abzuwarten, wie sich die in unserer Gegenwart
digitalisierten Materialien in, sagen wir einmal, hundert Jahren dem
Wissensdurstigen praesentieren werden. Dazu sei auch an leidvolle
Erfahrungen, mit verschiedensten Stadien von Katalogkonversionen
erinnert.
Da laesst aufhorchen, was Nicholson Baker alles rund um den heute fast
voellig verschwundenen Zettelkatalog einfaellt und welche
grundsaetzlichen Ueberlegungen zum Bibliothekswesen er in diesem
Zusammenhang anstellt. Interessant ist auch, dass Baker mit viel Stolz
immer wieder darauf verweisst, dass er selbst eine bibliothekarische
Vergangenheit aus seiner Studentenzeit aufzuweisen hat. Auch das mag
manchem "gestandenen" Bibliothekar in unserem Land, der taeglich
zweifelt und vielleicht auch zum Verzweifeln gebracht wird an seinem
beruflichen Stande, Anstoss zum Nachdenken geben.

Viele Gruesse aus Ulm

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