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Re: Google's Tragik



Herrn Eversbergs Hinweis auf die "Tragik der Allmende" ist bemerkenswert.
Dass Google dieser Tragik auf die Dauer durch entsprechende Analyse der
Texte entkommen kann, halte ich für sehr zweifelhaft. Und wenn Google (& Co)
es schafft, dann fallen immer auch zahlreiche unschuldige Seiten mit durch
das Sieb und werden eliminiert (wie folgende Meldung zeigt: "Google's
SafeSearch porn filter was found to exclude non-porn sites such as the
American Library Association,"
http://www.searchenginewatch.com/searchday/article.php/2191611.

Bei Herrn Seifferts nachvollziehbarem Wunsch "Ich will viele Seiten im Index
von Google haben. Echt. Ich will viele Informationen und durch meine
(schlaue) Suchanfrage
daraus auswählen." beisst sich aber die Katze in den Schwanz, wenn ein
erheblicher Teil dieser Seiten Doorway-Pages sind. "Schlaue Suchanfragen"
können Experten stellen, aber nicht jeder normale Benutzer - für den bleiben
dann nur die "vielen" Seiten.

"Ich will nicht, dass mich andere darin beschränken und mir durch Auswahl
vorschreiben, was ich finden kann und was nicht." ist ein guter, sehr
idealistischer, fast basisdemokratischer Ansatz, der aber nicht zu Google
passt. Google ist ja keine öffentliche Einrichtung (die gewisse Ideale
vertritt), sondern ein privatwirtschaftliches, kommerzielles,
technologie-orientiertes Unternehmen, das viel Wissen über die
Suchinteressen der Menschheit besitzt. M.E. ist es aber nicht der richtige
Platz für wertfreie Literaturhinweise, da der Page-Ranking-Algorithmus von
Google ausdrücklich wertet, und sich die Literaturhinweise der Bibliotheken
z.B. in Konkurrenz zu den Amazon-Doorway-Pages begeben. Das gibt dann
interessante Themen für zukünftige Kongresse: "Besser als Amazon:
Erfolgreiche SEO/SEM-Massnahmen für ein dauerhaftes Top-10-Ranking
bibliothekarischer Informationsobjekte" ;-) Insofern ist das "Virtuelle
Bücherregal" ein interessanter Versuch eines ethisch korrekten Spamdexing.
Ob es auch eine zukunftsweisende Lösung wird?

Dass Doorway-Pages mit Literaturlinks automatisch "weit hinten landen" ist
nicht richtig. Sind die Literaturlinks mit der entsprechenden
Metainformation (im Text) ausgestattet und stimmt (zufällig) die
Keyword-Density, dann haben sie eine gute Chance weit vorne zu liegen, denn
die Linkgüte der Bibliotheksdomains ist per se hoch.

Mit einem "rm -rf *" die Sache zu bereinigen, gilt im Übrigen nur für die
HBZ-Festplatte. Um 20 Mill broken links zur prüfen und zu entfernen, wird
Google schätzungsweise einige, vielleicht viele Monate brauchen, da es ja
nur im Rahmen seiner routinemäßigen Kontrollen die existierenden Links
checkt. Da sich die Doorway-Pages des "Virtuellen Bücherregals" vermutlich
nicht häufig ändern, werden die Google-Crawler wenig Anlass sehen, diese
Seiten sehr häufig zu prüfen - und entsprechend langsam werden sie gelöschte
Seiten entfernen. So gesehen sind 20 Mill. Seiten eine große Verantwortung.

Viele Grüße,
Christian Heinisch
http://www.informationsbewaeltigung.de




Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.