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Google - die eierlegende Wollmilchsau?



>Date: Tue, 06 May 2003 15:57:13 +0200 Florian Seiffert
>
>Im 'virtuellen Bücherregal NRW' steht jede Titelaufnahme auf
>einer HTML-Seite. Google, Alltheweb, Inktomi und andere tummeln
>sich sehr fleissig auf diesen insgesamt 20 Mio Seiten. Google
>bietet heute ca. 200.000 Seiten davon in seinem Index an. Wir
>sehen pro Tag ca. 8000 Hits von Kundinnen und Kunden im Netz,
>die
>eine Suche bei google und Co abgesetzt haben und einem Link ins
>virtuelle Bücherregal gefolgt sind. 20% bis 25% diser Kundinnen
>und Kunden verzweigen weiter in die DigiBib...

..denken wir einmal weiter:
wenn das alle Bibliotheken weltweit so machen werden, dann sind das noch ein
paar Milliarden Seiten mehr im Index. Auf meine Sucheingaben in Google
erhalte ich dann Trefferlisten, die vollgestopft sind mit Literaturlinks,
die dann in einer zweiten Stufe auf den Anbieter (die Bibliothek) verweisen.
Wertvolle Texte, die vielleicht mehr helfen als ein Verweis, würden noch
weiter nach hinten rutschen.

Das entspricht genau dem, was mittlerweile so viele Anbieter von Produkten
aller Art mit Google machen: Doorway-Pages in die Indexe einschleusen, und
über diese Doorway-Pages auf Produkte, Content etc. verweisen, der sonst
invisible ist.
Oder wie es mittlerweile einige Amazon-Partner machen, die die bis zu 15%
Prämie verdienen wollen, indem Sie unzählige Doorway-Pages für die bei
Amazon erwerbbaren Bücher in die Indexe einschleusen.
Karl Dietz  hat kürzlich die folgende Google-Suche beschrieben:
morgengedanken bast
Ergebnis: eine Liste von Doorway-Pages, die auf Amazon weiterleiten und bei
Kauf des oder der Bücher dem hinter den Links stehenden Amazon-Partner seine
Prämie zukommen zu lassen.
Oder der Verlag Deutsche Wirtschaft (Ex-Norman Rentrop) mit seiner
Koenigstraum.de-Datenbank, der mittel über 400.000 Doorway-Pages auf seine
kostenpflichtigen Online-Produkte verweist (vgl. Artikel in password 4/03)
oder ........

Wenn sich nun die Bibliotheken auch noch an diesem Horrorszenario beteiligen
wollen, dann Gute Nacht.

Bibliographische Informationsobjekte könnten m.E. in Google sinnvoll nur mit
einem (neu zu schaffenden) speziellen Dienst angeboten werden:
books.google.com oder ähnlich, so wie mit news.google.com oder
answers.google.com, eben spezielle Dienste für spezielle
Informationsobjekte. Wenn jetzt jeder Google mit seinen Doorwaypages
vollstopft und dann stolz zukuckt, wie die Crawler das aufsaugen, der trägt
zur Zerstörung der Qualität der Suchmaschinenindexe bei und entspricht
letztendlich dem fatalen Missbrauch des Keyword Meta-Tags. Die eierlegende
Wollmilchsau stirbt dann nämlich sehr schnell an totaler Verfettung.

Viele Grüße, Christian Heinisch

Heinisch Informationsbewältigung e.Kfm.
http://www.informationsbewaeltigung.de



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.