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Leserbrief: Ausstieg aus der Wissenschaftsgesellschaft
Süddeutsche Zeitung, Wirtschaftsteil, 5.4.3., "Ausstieg aus der
Wissenschaftsgesellschaft":
Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei ein Leserbrief.
Mit bestem Dank und freundlichen Gruessen,
Dr. Thomas Hilberer, Bibliotheksdirektor
Metzgergasse 4/1 72070 Tübingen
07071 29 74325
Der Vergleich mit Napster ist völlig abwegig. Bei der Novellierung des
Urheberrechtsgesetzes geht es um elektronische Dokumentlieferung (Privatkopie)
und um elektronische Semesterapparate für geschlossene Seminare (Intranet),
aber keinesfalls ums Einstellen von geschützten Werken ins Internet! Wer so
daheredet als kenne er den Unterschied zwischen Intra- und Internet nicht,
setzt seinen wissenschaftlichen Ruf aufs Spiel und schadet der Sache.
Verschwiegen wird in dem Artikel, daß die derzeitige Informationsversorgung
der Wissenschaft auf gigantischen staatlichen Subventionen der Großverlage
beruht. Tatsächlich zahlt die öffentliche Hand doppelt: sie alimentiert die
Wissenschaftler, die ihre Texte meist kostenlos den Verlagen zur Verfügung
stellen, von denen sie die Universitäten wieder für teures Geld zurückkaufen.
Solange sich dies die Universitäten noch leisten können! Die eigentliche
Gefahr für die Informationsversorgung der Wissenschaft geht von der
Hochpreispolitik der Großverlage aus, denn die Bibliotheken müssen immer
Zeitschriftenabonnements kündigen.
Und dabei geht es dem Wissenschaftler doch einzig darum, die Ergebnisse seiner
Forschung möglichst ungehindert und weit zu verbreiten! Genau das und nichts
weiter will die Novellierung des Urheberrechts sicherstellen.
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.