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AW: Copy Hall - Raubrittertum?
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte hier nur meinen spontanen Eindruck über "Copy Hall" zum Besten
geben:
1. "Luft in Dosen" wurde schon immer von irgend jemanden verkauft - und
ähnliche Dinge wird es auch in Zukunft immer geben. Das mag moralisch
fragwürdig sein, ist aber nicht zu verhindern.
2. Für einen Roman in elektronischer Form fast 14,- Euro zu verlangen ist
lächerlich. Und 14 Cent (28 Pfennige!) für eine Seite - da würde ich als
Student lieber selber kopieren.
3. Zitat aus dem Artikel:
"Am meisten Aussichten auf Erfolg hat schließlich das Geschäft mit den Fach-
und Lehrbüchern. Deren Auflagen sinken bekanntlich - weil die
Anschaffungsetats der Bibliotheken sinken, die Bücher somit immer teurer
werden und folglich immer mehr Studenten die Werke in der Bibliothek
kopieren, anstatt sie zu kaufen. Copy Hall steigt hier mit einem Angebot
ein, das für alle Parteien attraktiv ist: die elektronische
Parallel-Veröffentlichung. Überlässt ein Verlag sein Werk Copy Hall, dann
können Leser es sich aussuchen, ob sie den Weg in die Bibliothek, die
Wartedauer an der Ausleihe und die Zeit im Kopierladen in Kauf nehmen - oder
ob sie sich den Titel via Copy Hall zuhause ausdrucken. In diesem Fall
erhält der Verlag Tantiemen, die ihm ansonsten entgehen würden."
"You made my day" wie der Amerikaner sagt! Meine Kollegin guckt schon
besorgt zu mir rüber, weil ich lachend über meiner Tastatur
zusammengebrochen bin. :-)
Welcher Verlag sollte denn so dumm sein und ein inhaltlich und
wirtschaftlich wertvolles Werk zur "Parallel-Veröffentlichung" zur Verfügung
stellen? Und selbst wenn: Die Lizenzgebühren wären sicherlich so gewaltig,
dass niemand auch nur einen einzigen Gedanken an einen Kauf verschwenden
würde!
Man bedenke: Für die Papierkopie bekommen die Verlage auch jetzt schon einen
Ausgleich - und die Einschränkung des Urheberrechts in Bezug auf private und
wissenschaftliche Kopien wird nur zähneknirschend akzeptiert.
Wie lange würde es dauern, bis die "Kopien" der Lehr- und Fachbücher in den
einschlägigen Tauschbörsen auftauchen würden? Trotz DRM: Einfach den
Ausdruck in eine Datei umleiten ...
Ich muß immerzu daran denken, wie wohl der Beck-Verlag auf das Angebot von
"Copy Hall" reagieren würde, den "Palandt" parallel zu veröffentlichen.*
;-)
Fröhliche Freitagsgrüße aus Düsseldorf,
Markus Becker
*Mir ist bekannt, dass der Beck-Verlag eine eigene Parallel-Veröffentlichung
betreibt. Die Vorstellung ist nur zu witzig.
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.