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Re: Culture and Memory Organisations und deren beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen entwicklung
- Date: Mon, 17 Feb 2003 13:35:57 +0100
- From: "Prof. Dr. Walther Umstaetter" <h0228kdm _at__ rz.hu-berlin.de>
- Subject: Re: Culture and Memory Organisations und deren beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen entwicklung
Sehr geehrter Herr Knoblach,
die Frage scheint mir in dieser Form einerseits längst
beantwortet und andererseits sehr unscharf zu sein. Dass
Archive, Bibliotheken, Dokumentationen und Museen dazu
beitragen politische, soziale und wirtschaftliche Probleme zu
reduzieren, wenn nicht teilweise sogar zu beseitigen, haben die
USA beim Sputnik Schock sehr deutlich zu spüren bekommen.
Auch die Reports der King Research Group und andere
Untersuchungen haben solche Ergebnisse oft genug bestätigt.
Die amerikanische Einschätzung, dass ihre Demokratie und
Bildung wesentlich auf Bibliotheken beruht, dürfte auch nicht
neu sein.
Der Begriff Kultur ist aber in diesem Zusammenhang sehr
unscharf und damit problematisch, wenn ich daran denke, was
in dieser Welt alles als Kultur bezeichnet wird, von
Beschneidungen, über Happenings, Industrie, Kunst,
Landwirtschaft, Religionen, Schulbildung, Sekten und
Stierkämpfe, bis hin zu Technik und Wissenschaft.
Trotzdem gibt es wohl keinen Zweifel darüber, dass Archive,
Bibliotheken, Dokumentationen und Museen grundsätzlich DIE
Organisation unseres kulturellen Langzeitgedächtnisses sind.
Durch die sog. digitale Konvergenz wird die Zusammenarbeit
dieser Einrichtungen auch weiterhin bestehen bleiben bzw.
ausgebaut.
Das wissenschaftliche Bibliotheken und Dokumentationen die
wichtigste Rationalisierungsmaßnahme der immer teurer
werdenden Wissenschaft in dieser Welt sind, und dass
Öffentliche Bibliotheken und Museen die wichtigste
Rationalisierungsmaßnahme der immer teurer werdenden
Bildung der Menschen sind dürfte außer Frage stehen. Diese
Welt kann es sich immer weniger leisten ungebildete Menschen
zu haben, weil die Macht in der Hand des Einzelnen dramatisch
gewachsen ist.
Die eigentliche Frage, wie viel wirtschaftlichen Gewinn z.B.
Bibliotheken für ein Land erbringen, ist exakt das, was A. v.
Harnack mit der Nationalökonomie des Geistes als
Bibliothekswissenschaft 1921 meinte. Mit dieser Frage
beschäftigen wir uns schon etwas länger. In ihr steckt aber auch,
das Geld und Marktwirtschaft nicht alles ist, und dass es
dringend Zeit ist, dass die Wirtschaftswissenschaften erkennen,
dass es neben den Betriebs- und Volkswirtschaftsfächern auch
die ?geistes-wirtschaftlichen? gibt, wie es Harnack nannte.
On 17 Feb 2003 at 23:05, CaeptnB wrote:
>
> Hallo Liste.
>
> wir arbeiten gerade im auftrag der europaeischen Kommission an einer internationalen studie
> ueber "Culture and Memory Organisations" und deren beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen
> entwicklung.
> was besonders dabei interessiert ist, wie und ob diese Organisationen, also Bibliotheken, Archive
> und Museen dazu beitragen koennen oder bereits beitragen, soziale, wirtschaftliche, kulturelle
> Integration (social, cultural, economic inclusion) zu schaffen oder wie sie dazu oder beitragen
> sollten dies zu tun.
>
> dazu wuerden wir gerne wissen welche projekt gibt es bereits, welche initiativen wurden/werden
> gestartet auf lokaler, regionaler, nationaler ebene in den EU-mitlgliedsstaaten.
>
> gibt es postionspapiere von Bibliotheken/Archive/Museen oder von uebergeordneten
> Dachverbaenden dieser Einrichtungen. wurden kongresse oder workshopszu diesem thema
> veranstaltet?
>
> fuer jeden hinweis dankbar.
>
> Bernhard Knoblach
> ex-bibliothekar, leider ein wenig weg vom schuss....
>
>
>
>
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.