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Zusammenfassung (AW: Wie effizient sind Diskussionslisten?



Meine Zusammenfassung der Diskussion mit einigen Kommentaren ist
leider wieder sehr lang geworden (für eine kurze hatte ich keine Zeit)

Christian Heinisch
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Basis: Alle Antworten an die Liste oder persönlich adressiert,
die bis 14.1.03 11:20 Uhr eingegangen waren.

Konstruktive Argumente gegen die vertretene These ("noch
ineffizient, Zeitverschwendung"):
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1. Die Zahlengrundlage ist unsinnig, es handelt sich um ?Erbsen-
   zählerei?: Damit wird - neutral ausgedrückt - die Problematik
   mathematisch-statistischer Berechnungen angesprochen, die viele
   positive, ?weiche? Faktoren nicht berücksichtigen können, und
   mit der Reduktion auf rechnerisch fassbare "harte" Größen die
   diskutierte Fragestellung unzulässig vereinfachen.

2. Unrichtige Annahmen über das Leseverhalten der Teilnehmer:
a.) Die Teilnehmer zeigen einen differenzierteren Umgang mit den
    Mails als angenommen und lesen meist nur die, deren Subjekt
    interessiert.
b.) Nur Teilnehmer, für die ein Link von Interesse ist, klicken
    den Link auch an und verbringen Zeit mit dem Lesen, die dann
    auch sinnvoll ist.
c.) Die Teilnehmer entwickeln mit der Zeit und der Erfahrung eine
    sehr effiziente Umgangsform mit der Diskussionsliste.

3. Antworten sind nicht nur von Nutzen für den Fragesteller,
   sondern oft für alle Teilnehmer: Dieser Multiplikatoreffekt
   des Nutzens fließt in die Berechnung nicht ein.

4. Hoher Wert für die Alltagspraxis: Eine schwer messbare Größe,
   die kaum quantifizierbar ist, die aber in der täglichen Arbeit
   der Berufsgruppe immer wieder von Nutzen ist.

5. Wo sind die Alternativen? Oder andersherum gefragt: Die offene
   Diskussion mit allen Vor- und Nachteilen ist ein Markenzeichen
   von Diskussionslisten. Wo soll hier optimiert werden?

6. Die Mails in der Liste fallen unter drei verschiedene Kategorien:
   Diskussion, Anfragen und Antworten, und Ankündigungen
   Die Berechnung differenziert nicht nach diesen drei Kategorien,
   die jeweils sehr unterschiedliche Reaktionen und Leseverhalten
   der Teilnehmer zur Folge haben.

7. Auch der kommunikative Aspekt hat einen Wert: Zusammengehörig-
   keitsgefühl, Menschlichkeit, und Spaß tragen zur effizienten
   Arbeit bei, Menschen sind nicht nur Maschinen. Gedankenaustausch
   fördert die Kompetenz und regt zum Weiterdenken an.

8. Unterstützung bei der täglichen bibliothekarischen Arbeit (hier
   ausdrücklich genannt: Auskunft) Das durch die Liste quasi
   nebenbei zufließende Know-how könnte anders gar nicht oder
   nur mit mehr Aufwand gewonnen werden.

9. Die ermittelten Kosten sind vernachlässigbar, weil das für die-
   sen Berufskreis erforderliche Wissen dynamisch ist und durch die
   Diskussionsliste ein kontinuierlicher Wissensstrom zu den
   Beteiligten fließt. Dieser Wissenszuwachs und die Beiläufigkeit
   seines Transportes überwiegen die Kosten.

10. Änderungen des Kommunikationsablaufs könnten zwar eine
    Reduzierung des Mailaufkommens bewirken (Fragesteller erhält
    Antworten direkt und schickt diese zusammengefasst an die Liste
    zurück), aber dies erscheint unpraktikabel.

Weitere Gegenargumente:
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1. Plumper Versuch, Besucher auf eigene Seite zu locken
   (Der Verzicht auf einen Link auf die hinter einem Beitragenden
   stehende Organisation halte ich für nachteilig. Sie wollen doch
   wissen, wer mit welchem Hintergrund hinter einem Text steht. Ein
   Link hat hier auch die Funktion eines Impressums, mit dem sich
   der Autor verantwortlich erklärt)

2. Ziel der Mail ist es, die Unmündigkeit der Bibliotheksmitarbeiter
   voranzutreiben, um diese schließlich überflüssig zu machen
   (der Beitrag spricht Bibliotheken überhaupt nicht direkt an,
   sondern Diskussionslisten im Allgemeinen, hier am Beispiel INETBIB)

3. Versuch, eigene Trainingsangebote zu verkaufen
   (Unklar ist mir, warum Hr.Stabenau dazu extra einen Umleitungslink
   auf ein Dokument meiner Site setzt, statt eine direkten Link.
   Mit dem direkten Link wäre für alle Teilnehmer klar gewesen,
   was sich dahinter verbirgt, und der eine oder andere hätte sich
   den Klick gespart)

Offensichtliche Kommunikationsprobleme (Verantwortung beim Verfasser):
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Der Beitrag wurde als Aufruf zur Abschaffung von Diskussionslisten
verstanden. Hier war vielleicht auch das provokative Wort
"Zeitverschwendung" mit schuld.

Der Beitrag wurde als Kritik an den Antworten auf die Frage "Wie groß
ist das Internet" missverstanden. Dieser Thread diente jedoch nur als
Grundlage für die Berechnung, und die Formulierung vergleichender
Fragen.

Das wichtige Wörtchen "noch" versteckt sich zu sehr:
"..gesamtwirtschaftlich sind sie derzeit NOCH ineffizient,.."

Die fehlende "kulturtechnische Praxis" wurde vielleicht als Vorwurf
einer Inkompetenz missverstanden. Ich halte sie für ein Faktum.
Wir können doch nicht glauben, dass wir nach nur 10 Jahren Nutzung
weltweiter elektronischer Kommunikation diese schon perfekt im Griff
haben. Ich will hier den Begriff der Informationsflut nicht
strapazieren, aber es gibt Menschen, deren Wohlbefinden davon
nachteilig beeinflusst wird.

Frage nach einer Lösung oder Alternative:
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Das Hauptproblem von offenen Diskussionslisten ist das Fehlen
von Regulativen (ein Moderator, Mitgliedbeitrag, Aufnahmeprüfung
o.ä.), was aber ja gerade erwünscht ist. Ein mögliches positives
Regulativ könnte eine Kommunikationsethik/kultur sein, also ein
anerkannter Verhaltenskodex, der akzeptiert und durch
Gruppendruck aufrecht erhalten und weiter entwickelt wird.
Abgeleitet von den Zahlen der Aufwandsberechnung könnte dieser
"kategorische Imperativ der Nutzung von Diskussionslisten" so
lauten:

Schicke nur Beiträge ab, deren Aufwand, der den Empfängern entsteht,
du persönlich vertreten kannst.
Schicke nur Beiträge ab, die du so intensiv durchdacht hast, wie es
der Respekt gegenüber der grossen Teilnehmerzahl und ihrer Zeit
verlangt.

Die Anwendung dieses Imperativs würde
1. die eine oder andere Mail nicht entstehen lassen und damit
   den Zeiteinsatz verringern,
2. die Durchschnittsqualität und -relevanz aller Beiträge erhöhen

Beides zusammen ist Effizienzsteigerung.

Die Berechnung hilft, den Aufwand zu quantifizieren und sich durch
die Umrechnung in Arbeitstage bildhaft vorstellbar zu machen. Ich
halte das für hilfreich und die Berechnung daher für sehr sinnvoll
und in sich logisch. Mehr oder weniger wollte ich nicht beitragen.

Gruß, Christian Heinisch

Heinisch Informationsbewältigung e.Kfm.
http://www.informationsbewaeltigung.de



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.