[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Benutzer und Kataloge (war AW: Die Katalogisierung der Zukunft)



Liebe Liste,

ich stimme Herrn Brintzinger zu, wenn es um die Indizierung weiterer an
einem Werk genannten Personen geht, da hat man halt die alten Regelungen von
den Zettelkatalogen (hoher Aufwand beim Tippen mit der Schreibmaschine mit
den vielen NE) stehengelassen. Trotz der Zeiteinsparung durch EDV gilt immer
noch das alte Argument mit der zeitlichen Aufwendigkeit, das, meine ganz
persönliche Meinung, keine Relevanz im Vergleich zur Benutzerfreundlichkeit
durch die Indizierung weiterer Personen- und KS-namen hat.
Andererseits bieten viele Bibliothekskataloge eine freie Wortsuche in allen
Feldern an, da reicht es oft auch schon aus, wenn alle weiteren Personen und
KS in der Verfasserangabe nach Vorlageform erfasst werden, anstatt mit ...
[et al.] oder anderen Varianten wegfallen.
Ich persönlich stimme auch damit überein, dass offensichtliche
Titelvarianten verzeichnet werden sollten: Der Palandt kann durchaus einen
weiteren Titeleintrag unter Palandt, nicht nur unter der Person Palandt,
Otto erhalten. Bei diesen Werken ist es offensichtlich und wer in den
entsprechenden Bibliotheken arbeitet, kennt seine Pappenheimer. Aber
Achtung: Deutsche Juristen kennen den Palandt als Palandt,
baden-württembergische Juristen den Dürig als Dürig, was ist mit den
regionalen Unterschieden? Die Frage ist, wo ziehe ich die Grenze, denn, kann
und soll man wirklich alle möglichen Titelvarianten, die man sich als Mensch
im Fach-Volksmund oder der Region so ausdenken kann, erfassen?
Glücklicherweise haben wir in unseren Beständen Medien und nicht Wurstwaren.
Wie heissen nochmals diese langen schlanken Würste: Würstchen? Frankfurter?
Wiener?
Es gibt Spielregeln für die Benutzung einer Bibliothek sowie zur
Literatursuche in Katalogen, ebenso wie es in vielen anderen Bereichen (z.B.
Strassenverkehr) auch Regeln gibt, an die man sich halten muss, wenn etwas
funktionieren soll. Freie Fahrt für Freie Bürger bedeutet auf einen
Bibliothekstatalog übertragen für mich nur ein riesiges Durcheinander. Ich
diene gerne mit meiner Arbeit dem Benutzer (Kunden), aber vor ihm buckeln?
Andere Berufsgruppen stellen auch ihre Regeln auf, nach denen sich die
Kunden, Benutzer, Klienten, Patienten wie sie auch immer heissen, zu richten
haben, wenn sie etwas erhalten wollen. Man hat als Bibliothekar, solange es
diesen schönen Namen noch gibt und er nicht durch ein nichtssagendes
Modewort ersetzt wird, auch ein Recht darauf, auf seinen Beruf stolz zu
sein. Ebenso wie andere Berufsgruppen sollten wir unseren Beruf und seine
Errungenschaften, dazu gehören auch einheitliche Katalogisierungsregeln,
Normdaten etc., selbstbewusst gegenüber unseren Benutzern vertreten.
Benutzerfeindlichkeit ist für mich, wenn wir dem Kunden und seinen Wünschen
nicht mit Respekt entgegenkommen, wir sollten aber in unserer Arbeit
denselben Respekt von unseren Kunden uns gegenüber und den Aufgaben den wir
wahrnehmen erwarten können.

Ein schönes Wochenende wünscht
Bernd Martin Rohde
______________________________

Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
- Weissensteinstrasse 49c, CH 3007 Bern, Tel.: +41 (0)31 3716538
- Fasanenweg 2, D 88284 Wolpertswende-Mochenwangen, Tel.: +49 (0)7502 2618
mailto:b.m.rohde _at__ gmx.net

(dienstl.: StUB Bern, AK, Tel.: +41 (0)31 3203-313
mailto:bernd.rohde _at__ stub.unibe.ch, http://www.stub.unibe.ch)


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.