[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Die Katalogisierung der Zukunft. 10 Thesen



Zu den Thesen von Dr. Kaestner:

Im Gegensatz zum Statement von Herrn Eversberg
?Herr Kaestner hat hier eine fundierte Bewertung ... vorgelegt.? ist festzustellen,
dass die erste und zentrale Aussage:
?Der avisierte Umstieg von RAK auf AACR bindet die Arbeitskraft von
Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, ohne dass als Resultat ein zukunftsfähiges
Regelwerk mit rationellen Arbeitsprozessen zustande kommen wird.?
eine unbewiesene und z.Z. auch nicht beweisbare Behauptung ist,
weil sie sich auf eine momentan unberechenbare Zukunft bezieht.

Die weitere Behauptung: ?Ist man von einer richtigen Problemlösung überzeugt,
so kann man auch eigene Zielvorstellungen formulieren und operationalisieren ...?
ist sicher richtig und in Deutschland besonders beherzenswert.
Aber die eigene Überzeugung ist noch keine Garantie dafür,
dass sie der internationalen Diskussion standhält, und darum geht es in der momentanen
Diskussion,
um eine, wenn möglich wissenschaftlich begründete Überzeugung,
die frei sein sollte von taktischen tricks und Emotionen.

Warum ?... eine ?Datenübernahme ... schon durch Datenkonvertierung zu erreichen wäre.?

ist unverständlich. Gemeint ist wohl eine Übernahme der AACR ohne eine Datenübernahme,

und bezieht sich auf den ?Extremfall?, im ?Bereich der Behördenbibliotheken?.
Wobei natürlich die Frage entsteht, ob nicht im ?europäischen Rahmen? auf Dauer
gesehen
auch ein Umdenken notwendig wird.

Was den ?fiktiven zweiminütigen Dialog? betrifft, so ist die Antwort der/des
Bibliothekarin/ Bibliothekar ?Das hat ein Ausschuss bei der Deutschen Bibliothek in
Frankfurt
für alle Bibliotheken beschlossen.?
auf die Frage:
?Abteilungsleiterin/Abteilungsleiter: Wir haben doch so eine schöne Webseite mit den
übersichtlichen Suchfeldern.
Wieso brauchen wir denn neue komplizierte Regeln aus Amerika??
mit Sicherheit keine Begründung die eine professionelle Ausbildung erkennen lässt,
und somit auch nicht empfehlenswert. Da hätte man doch wirklich etwas mehr fundierte
Argumentation
dafür oder dagegen erwartet, als Aussagen wie ?Nein? oder ?Äh!? *# _at__ !µ!!!?.

Wie weit es sich bei den sog. ?Paradoxa? wirklich um solche handelt, führ hier zu
weit.

Bemerkenswert ist aber die Forderung: ?Dies muss aufgrund der Logik der
Arbeitsprozesse
eine übergreifende Kooperation über die Bibliothek hinaus beinhalten.?,
weil sich zwangsläufig die Frage stellt, ob dies dann eine deutsche, europäische oder
internationale
Kooperation sein sollte. Zumindest entsteht die Frage, wer sich hier hinter einer
?regelwerksimmanenten Diskussion? ?zu verschanzen? versucht.

Was den ?Workflow vom Urheber  ... bis zur Bibliothek? betrifft,
so sollte man nicht verkenne, wie viele Urheber außerhalb Deutschlands leben.
Das gleiche gilt für die publizierenden Stellen. Zur Orientierung haben UBs etwa 50%
ihrer Literatur
in nicht deutschen Sprachen. Ansonsten hat beispielsweise Ingram schon vor etwa 15
Jahren
eine der ersten CD-ROMs mit etwa 1,5 Mio. Buchtiteln herausgebracht,
die schon damals direkt auf die Datenübernahme der Library of Congress abgestimmt war.

Wenn ich es also richtig verstehe plädiert Kaestner für eine Zweigleisigkeit,
?bei deutsch: Körperschaften nach deutschem Regelwerk, englisch: Körperschaften nach
AACR?.
Außerdem schlägt er vor: ?Bei Körperschaften sollte die Möglichkeit bestehen,
sie in deutscher Sprache zusätzlich zu bezeichnen (insbesondere im Bereich der
EU-Institutionen).?

Die Hypothese: ?der Schwerpunkt bibliothekarischer Tätigkeit verlagert sich von der
Formalerschließung
auf die inhaltliche Erschließung? mag richtig sein, erfordert aber auch Kenntnisse
über die modernen
Erschließungsmöglichkeiten im Bereich von SGML bzw. XML, über Dublin Core hinaus.
Insofern ist es folgerichtig wenn Kaestner in der These10 auf diese Problematik kurz
eingeht.
Dass auch und insbesondere "Katalogdaten als Bestandteil einer umfassenden
Infrastruktur"
im Zusammenhang mit der XML-Entwicklung zu sehen sind, sei nur am Rande erwähnt.

Wenn Kaestner XML allerdings zu den nichtbibliothekarischen Datenformaten rechnet,
kann man das nur als eine bedenklich deutsche Betrachtung verstehen.

Zusammenfassend muss man feststellen, dass die Thesen, im Gegensatz zu seiner
Vorbemerkung
und seinen Voraussetzungen massiv für eine Zusammenarbeit, genaugenommen für eine
internationale
Zusammenarbeit sprechen, und dafür brauchen Bibliotheken Übereinkommen.
AACR ist für eine Reihe von Ländern eine dieser Übereinkommen.
Insofern sollte man zu dieser Thematik vermutlich mehr als nur den Beitrag von
Kaestner aus:

RAK versus AACR : Projekte - Prognosen - Perspektiven ; Beiträge zur
aktuellen Regelwerksdiskussion / hrsg. von Petra Hauke. - Bad Honnef :
Bock + Herchen, 2002. - 208 S. - ISBN 3-88347-225-5 - EUR 22,90
Lesen. Der Band enthält u.a. Beiträge von Bernhard Eversberg, Luise Hoffmann,
Monika Münnich, Günter Hupfer, Micheal Mönnich, Elena Balzardi, Sabine
Thänert, Ursula Hoffmann, Barbara Sigrist, Karin Patzer, Barbara Pagel,
Reinhard Weber, Heidrun Wiesenmüller, Thomas Berger, Karin Aleksander,
Walther Umstätter, Günter Franzmeier, Annette Rath-Beckmann, Jürgen
Kaestner, Klaus-Peter Böttger,Renate Gömpel,Gudrun Henze.

lesen.

MfG

W. Umstätter









>



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.