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Re: Messwert-Dokumentation



Das ist ein Dauerthema z.B. in der Chemie (Eigenschaften von Stoffen,
Reaktionen, Prozessen,..) und Physik (Experiment-Daten,..),
Geowissenschaften (Messkampagnen,..).
Je nach Fach und Aufgabe sind die Anforderungen recht verschieden,- und
auch der internationale Organisationsgrad mit Standards, DB, etc.
(mit vielleicht Meteorologie, Astronomie als Vorreitern..)

Aber eigentlich fragen Sie nach allen gemeinsamen Anforderungen oder
Empfehlungen?
1 -archivieren elektronisch, mit open source codes fuer Datenbank,
2 -Einigung mit allen potentiellen Nutzern und Erzeugern zu Metadaten,
3 -Installation von Retrieval Maschinen, die die Metadaten nutzen,
4 -genaue open source Beschreibung zum Erzeugungsprozess der Daten
(also latex-file zur Beschreibung, genauen Beschreibung des Experiments,
sodass es nachgebaut werden kann,
5 - vollstaendigen code der benutzten Programme  in einer anerkannten
Programmiersprache
6 -vollstaendige Information ueber die Erzeugung, Aufbereitung,Skalierung,
Filterung, Glaettung, etc. die der Erzeuger vornahm, bevor das Ergebnis
gespeichert wurde,
7 -Archivierung auch der Rohdaten, sodass spaetere Nachpruefungen moeglich
sind.
8-Vollstaendige Information ueber die Aussagen von
Evaluierungskommissionen, keine Loeschung von Daten, die von solchen
Kommissionen verworfen wurden.

Dies als Anstoss einer evtl. gewuenschten Diskussion.

Hier noch zur Vertiefung einige Bespiele aus dem Naehkaestchen, wie man
es nicht machen sollte..
Fall 1: Die ersten Messungen der Masse Neutronen-reicher Natriumisotope
wurden vom Editor der Atommassen-Datenbank verworfen, weil die Werte nicht
seinem (einfachen) Rechenmodell entsprachen.

Fall 2: In der Massenspektrometrie wurden ueber lange Jahre die
eingesandten Spektren chemischer Stoffe erst nach Evaluation einer
Wissenschaftler-Kommission in die Datenbank aufgenommen.
Erst spaet kam heraus, dass diese auf Grund ihrer Fachkenntnisse nicht nur
Linien weggenommen sondern auch einige hinzugefuegt hat, wenn dies ihrer
wissenschaftlichen Meinung entsprach.

Fall 3: Bei einem Hochenergie-Grossbeschleuniger-Projekt hat sich erst
spaet herausgestellt, dass in die Aufbereitung bereits das Modell, dass es
zu pruefen galt, unbemerkt eingeflossen ist.

Aber Sie hatten natuerlich die einfachen Faelle im Sinn, wie dass Daten
nicht
mehr lesbar sind...?
Eberhard R. Hilf


>
> Eine Frage, die sich aus einer Diskussion hier an der TU ergeben hat:
> Kennt jemand Systeme oder Projekte, in denen Sammlungen von Messwerten und
> vergleichbaren Daten erschlossen und evtl. auch archiviert werden?
>
> Daten- und Faktendokumentation ist ja durchaus kein neues Gebiet, aber digital
> vorliegende Daten und Fakten stellen wohl recht hohe Anforderungen, will man sie
> brauchbar erschliessen. Erst recht, wenn man die Codierung und Aufzeichnung der
> Daten standardisieren wollte. In den DC-Dokumenten z.B. habe ich noch nichts in
> der Richtung gefunden. Gewiss gibt es Standards, z.B. in Medizin und
> Geowissenschaften, doch werden sie sicher nicht flaechendeckend angewandt.
> Zahlenmaterial faellt sehr oft bei Dissertationen und Forschungsarbeiten an, aber
> nach Abschluss und Veroeffentlichung der Arbeit wird sich um die Rohdaten
> meist nicht weiter gekuemmert. Es gibt aber wohl oefter Faelle, wo man auf
> Daten aus anderen Projekten zurueckgreifen koennte und viel Arbeit sparen wuerde,
> anstatt erneut aufwendige Messreihen durchzufuehren etc. So jedenfalls der
> konjunktivische Grundgedanke.
> Letztlich ist ja z.B. der Landolt-Boernstein ein Kompendium von sorgfaeltig
> dokumentierten Messwerten. Ein derartiger Aufwand kann natuerlich normalerweise
> nicht getrieben werden, denn schliesslich wird in den Labors pausenlos gemessen
> und es muss unvorstellbare Mengen von Daten geben, sehr viele nur ad-hoc von
> Bedeutung. Vermutlich kann man nur sehr begrenzt und auf engen Spezialgebieten
> etwas erreichen.
>
> MfG B.E.
>
>
> Bernhard Eversberg
> Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
> D-38023 Braunschweig, Germany
> Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
> e-mail  B.Eversberg _at__ tu-bs.de
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