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Update: Nordelbische Kirchenbibliothek



Ein Leserbrief in der heutigen FAZ (mit Dank an Frau Daempfert, die mich
als erste darauf aufmerksam gemacht hat):

Von der Kirchenbibliothek ins Antiquariat
 
Es ist dem Freiburger Historiker Klaus Graf zu danken, daß
er im Artikel "Selbstherrlich, geschichtsvergessen"
(F.A.Z.-Feuilleton vom 5. Juli) die Vorgänge an der
Nordelbischen Kirchenbibliothek (NEKB) in Hamburg einer
breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht hat. Denn die
dortige Verkaufsaktion wertvoller Altbestände berührt in
der Tat ein zentrales Problem von historischen
Bibliotheksbeständen der evangelischen Kirche in Zeiten
knapper werdender Finanzen. 

[...]

Der
Vorgang ist über die Hamburger Situation hinaus für das
Ansehen und die Arbeit kirchlicher Bibliotheken insgesamt
besorgniserregend und beschämend. Er wirft die Frage auf:
Mit welcher Berechtigung kann eine Landeskirche über ihren
historisch gewachsenen Bücherbesitz allein und unter rein
finanzökonomischen Gesichtspunkten entscheiden? Kann sich
in unserer Zeit der landeskirchliche Provinzialismus auch
über das allgemeine Kulturgut "Alte Drucke" weiterhin
unangefochten erstrecken? Wären nicht zunächst
übergreifende Kontakte mit anderen Bibliotheken, Verbänden
und Institutionen notwendig gewesen? Was sagt der
zuständige Referent der Evangelischen Kirche in Deutschland
oder die Vereinigte Evangelisch-lutherische Kirche
Deutschlands in Hannover dazu? Evangelische Landeskirchen
bewahren ein reiches historisches Erbe, das in der
Verantwortung vor der je eigenen Geschichte und ihrer
Pflege keine selbstherrlichen und kurzsichtigen
Entscheidungen verträgt.

Professor Dr. Wolfgang Sommer,

Neuendettelsau

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2002, Nr. 180 / Seite
8


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