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Re: Fehler beim WEB-Einstieg
Hallo, Liste
aus eigener Erfahrung beim Aufbau eines adequaten WWW-Angebotes fuer
eine Behoerde wie die UB Marburg kann ich nur bestaetigen, dass man
eine Menge Fehler (echte oder vermeintliche) machen kann. Ob ich aber
die hier geaeusserte Kritik an 'unserer' Unprofessionalitaet
akzeptieren soll, ist mir nicht so klar. Im Laufe von 18 Monaten
haben meine daran beteiligten KollegInnen und ich etliches gelernt,
und das ist gut so, denn durch diesen Prozess des 'Selbermachens'
(auch der Fehler) ergibt sich ein hohes Mass an Identifikation mit
der 'eigenen' Seite, etwas, was einem durch professionelle
Auftragsarbeiten vorenthalten bliebe.
In den vergangenen Aufbauzeiten haben wir eine Reihe von
Anfangsfehlern korrigiert, so sind wir etwa von sehr grossen,
ueberfrachteten Seiten auf der root zu einer Menge kleiner Dateien in
vielen Unterverzeichnissen uebergegangen. Zudem hat der Kontakt zu
Nutzern unseres Angebotes uns bewogen, vermehrt auf die
Unterscheidung von Einstiegs- bzw. Steuerseiten und echten
Inhaltsseiten zu achten. Wichtig auch sicherlich der Versuch, trotz
untergliederungen moeglichst bei drei Klicken zum Ziel zu fuehren,
was nicht immer gelingt.
Andere vermeintliche Fehler waren keine: Der Verzicht auf viele
Graphiken ist fuer Institutionen, die das nicht aus inhaltlichen
Gruenden tun sollen, richtig (meine pers. Meinung). Auch meine Kritik
an den Frames halte ich noch aufrecht, wenn auch nicht mehr so
streng: Man sollte halt schauen, wen man erreichen will - hat das
Gegenueber schon die richtige Software, kann sich ein
nichtoeffentliches Unternehmen oder ein Privatnutzer immer die
Neuesten Browser und Viewer leisten, muessen wir sie zwingen,
staendig der schnellen Entwicklung zu folgen? Dass die UB Marburg
jetzt elektronische Dissertationen im Netz anbietet, bringt auch
wieder den Zwang zu Kompromissen mit sich: Welche Formate kann und
darf ich den Nutzern, die ja wohl vermehrt auch zuhause darauf
zugreifen, zumuten: Nur HTML-Dissen, oder auch PostScript_dateien
(hat jede/r einen passenden Viewer?), oder naehme ich pdf auch,
vielleicht sogar proprietaere Textverarbeitung wie Word etc., die
schnell veralten kann? Man muss halt den Mittelweg suchen und
gegebenenfalls nach einiger Zeit neu darueber nachdenken.
Auf den Seiten der UB Marburg vermischen sich Inhalte und nach aussen
fuehrende 'link-Listen'. Ganz vorne in der Nutzung stehen Zugriffe
auf die lokalen und ueberregionalen Nachweisdatenbanken wie OPAC, CD-
ROM usw., aber auch Informationsseiten zu Fachinformationen, die dann
schnell auf fachlich versierte Anbieter (Beispiel WEBIS,
Fachinformationszentren oder Dokumentlieferdienste) verweisen.
Das alles haben wir mit unserer erst langsam wachsenden Erfahrung
wohl ganz gut hinbekommen, und es ist gut, es selber gemacht zu
haben. Alle, die neu anfangen, sollten es ruhig aehnlich machen.
Natuerlich habe ich viel bei anderen gesehen, und auf schamlos
eklektizistische Weise ueberall das mir gelungen vorkommende
uebernommen, variiert, manchmal einfach kopiert. Der eigene Charakter
einer jeden Einrichtung sollte darunter jedoch nicht leiden. Ich
finde es immer noch ausgesprochen anregend, wenn ich bemerke, wie die
anderen gleichartige Probleme manchmal voellig anders loesen. Macht
nicht gerade das den Reiz aus, die Vielfalt und auch die Konkurrenz?
Unsere Nutzer entscheiden dann ueber die Qualitaet unserer Angebote.
Wie schrecklich die Vorstellung, auch hier wuerde nach und nach alles
genormt, jede Seite saehe im Prinzip gleich aus. Nein nein, die UB
Marburg ist halt was anderes als die Library of Congress oder TV-
Movie-Online.
Selbst jetzt noch bin ich mir nie so ganz sicher, ob unsere Klientel
denn auch wirlich findet, was wir sie finden lassen wollen. Manche
gehen gezielt vor, brauchen eine Stichwort-Suchmaschine - wollen wir
jetzt anbieten. Manche wissen es nicht so genau, gebrauchen gerne
unser alphabetisches Register. Wieder ander lassen sich hierarchisch
fuehren, das entspricht unserer Praesentation am ehesten. Aber wer
weiss schon, ob wir nicht naechstes Jahr eine vollkommen andersartige
Einstiegsseite haben, aus eventuell noch zu machenden Erkenntnissen
heraus gaenzlich ungefuehrt anbieten, nur stoebern und stolpern
lassen, oder ob uns die Nutzer zwingen, gerade noch hierarchischer zu
werden?
Fazit fuer mich: Schlecht sind nicht die (Anfaenger-) Fehler, sondern
das Beharren auf einmal gefundenen Loesungen, wenn sie sich als
unbrauchbar erweisen. Und das Unbrauchbare muessen wir durch
Gespraeche mit den Nutzern immer wieder herausfiltern, uns selber
moeglichst in deren Position hineindenken. Dazu sind die
vielgescholtenen Bibliothekare m.E. sogar besonders in der Lage, wer
hat schon so gute Moeglichkeiten, die Wuensche seiner BesucherInnen
immer neu zu erfragen. Bei aller Einsicht in die Unzulaenglichkeiten
eines Noch-Immer-Nicht-Profis: Wir machen das schon! Wer denn sonst?
8-)
So, jetzt ist mein Text wenigstens laenger als mein Signature
Gruesse aus dem sonnigen und urlaubs-leergefegten Marburg
S. Fliedner
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* Dr. Stephan Fliedner *
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