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Re: Elektronische Dissertationen



> 
> Hallo INETBIB,
> ich kann zur diskussion keine weitere url beitragen, moechte aber an den
> preussischen ministerialdirektor althoff erinnern, der 1908 den preussischen
> bibliothekaren empfohlen hat, sie sollten doch in regelmässigen abstaenden
> ballast, unter anderem auch dissertationen , abstossen. ihm muss dabei die
> empfehlung von matthias claudius vor augen gestanden haben: "haenge dein herz an
> kein vergaenglich ding".
> seine empfehlung wurde in einem globalen anfall von zivilem ungehorsam negiert.
> pointierte kulturkritiker mutmassen seitdem, damit sei der weg einiger
> universitaetsbibliotheken zu altpapiersammlungen geebnet worden.
> mfg aus dem einstmals preussischen frankfurt am main
> Heinz Marloth    marloth _at__ t-online.de

Liebe KollegInnen,

als jemand, der seit fast 20 Jahren eine Chemie-Bibliothek verwaltet,
finde ich diese Diskussion aeusserst anregend und setze grosse Hoffnungen in 
diese Entwicklung. Ich muss nicht nur Dissertationen, sondern auch
Diplom- und Staatsexamensarbeiten in meiner Bibliothek aufbewahren. 
Tatsaechlich ist es so, dass viele Arbeiten nach der Abgabe nie wieder
gelesen werden und man koennte sie als "Altpapier" bezeichnen.
Leider ist es aber nach guter Murphy-Regel so, dass gerade die Arbeit
dringend benoetigt und gesucht wird, die aus dunklen Gruenden ("natuerlicher Schwund",
verstellt, etc. ...) nicht aufzufinden ist. Es bedarf nahezu hellseherischer
Faehigkeiten, um zum Zeitpunkt der Abgabe schon die spaetere Bedeutung
einer Arbeit zu erkennen. Deshalb muessen wir wohl oder uebel alles sammeln,
was abgeliefert wird. 
Nebenbei bemerkt gibt es auch unter unseren Absolventen immer wieder Kandidaten,
die sich - aus welchen Gruenden auch immer ("Duennbrettbohrer", Plagiatoren, ...)
- beharrlich weigern, ein Pflichtexemplar ihrer Hochschulschrift in der 
Instituts-Bibliothek abzugeben und damit den kritischen Augen der Oeffentlichkeit
zugaenglich zu machen. 
Trotzdem stehe ich vor dem Problem, dass ich eine "Praesenzbibliothek" verwalte,
und unsere Diplom- und Staatsexamensarbeiten nur ausnahmsweise ausleihen darf,
obwohl sich darunter auch hervorragende Werke befinden. Deshalb hoffe ich, dass
auch diese Arbeiten eines Tages ins Netz gesetzt und somit allen Interessenten
leicht zugaenglich gemacht werden koennen. 

Mit besten Gruessen
H. Woeske (Dipl.-Bibl.)



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