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Ist Informationsfilterung gleich Zensur?



Herr Motylewski schrieb:

>Ich wundere mich eher, dass es keine "Aufschreie" gab, als Prof. Dr. Achim
>Osswald, Dekan der FH Koeln, am 17. Juli ohne jeden Kommentar auf die
>Webpage von "Filtering Facts" hinwies, die ihre Zielsetzung wie folgt
>beschreibt:

>- Educate the public and media about Internet software filters. 
>- Encourage libraries to voluntarily adopt filters. 
> ...
http://www.filteringfacts.org
>Filtering Facts behauptet: "Filtering means being a good librarian."
>Ich nenne es Zensur.

Das letztere Zitat ("Filtering means...") ist sicher eine ueberspitzte
Formulierung, und so auch nicht zu halten. Ich frage mich dennoch, ob man
nicht allgemein, wenn es um das Thema Internet geht, etwas zu schnell mit
dem Vorwurf der Zensur bei der Hand ist.
Der Begriff Informationsfilterung wird ja in einem doppelten Sinne
gebraucht; zum einen bezeichnet er das Verfahren, bestimmte Internetseiten
mit unerwuenschtem Inhalt mittels einer Software fuer den Nutzer
unzugaenglich zu machen. Zum anderen wird er aber auch fuer das
Bereitstellen von Empfehlungslisten ausgewaehlter Webseiten und
Internetressourcen verwendet. Auch letzteres wird des oefteren mit dem
Begriff "Zensur" belegt, was mir absurd scheint; die Empfehlung einer Seite
nimmt dem Nutzer schliesslich nicht das Recht, selbst nach anderen und
vielleicht besseren Quellen zu suchen.
Auch die Informationsfilterung mittels Software pauschal als Zensur zu
verurteilen, halte ich nicht fuer angebracht. Schliesslich haelt eine
Bibliothek ja keine Pornographie in gedruckter Form bereit, warum sollte
sie dem Nutzer dann den Zugang zu solcher in digitalisierter Form
gewaehren? Das Problem zur Zeit ist allerdings, dass die existierende
Software oft uebers Ziel hinausschiesst und z.B. auch belletristische Texte
vermeintlich anstoessigen Inhaltes inkriminiert. Eine Moeglichkeit der
Verbesserung waere evtl. der Einsatz von "Pics"; nachzulesen ist darueber
in der neuesten ZEIT-Ausgabe, im Internet unter

 http://eunet.bda.de/bda/int/zeit/aktuell/artikel/PICS.TXT.19970822.html

Mit freundlichen Gruessen,

Christian Hasiewicz


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		Christian Hasiewicz
Student des Bibliothekswesens an der FH Hamburg
	Greisenbruchstrasse 19, 32423 Minden
		Tel. 0571/85690
	christian.hasiewicz _at__ metronet.de
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