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RE: MediaLab und Negropontes Medientraeume
- Date: Thu, 17 Apr 1997 13:15:14 +-200
- From: Christian Heinisch <heinisch _at__ hh-zfrk.com>
- Subject: RE: MediaLab und Negropontes Medientraeume
Josef Golderer[SMTP:GOLDERER _at__ hbz-nrw.de] wrote:
>> > Und das heisst, dass das Buch durch seine Raeumlichkeit Oerter fuer
Texte
>> > schafft: man kann wissen, wo was steht, und dieses Wo ist genau
>> > lokalisierbar. Daher ist ueberall dort, wo reflektiert wird, das Buch
das
>> > 2) Bildschirme dagegen sind flach. Ihre Zweidimensionalitaet schafft
keinen
>>
>> > Raum. Die Hypertextverfahren sind deshalb nichts anderes als der
amuesante
>> > Versuch, die Raeumlichkeit des dreidimensionalen Buches auf ein
>> > zweidimensionales Medium zu uebertragen, was natuerlich unmoeglich
ist.
>
> Kleine Anmerkung dazu:
> Buecher kann man in verschiedenen Lebenslagen lesen,
> Informationen am PC weniger...
In dem Moment, wo die speziellen Eigenschaften von Buchern auch auf eine
(vielleicht ja schon im Experimentierstadium befindliche) Hardware
ubertragen werden koennen, koennte sich auch das aendern:
Diese HW koennte eine Art falt-/klappbare weisse nicht von Papier zu
unterscheidene Folie sein, auf dem Texte, Bilder etc, wie gedruckt
erscheinen. Ein extrem miniaturisierter Speicher enthalt den Text/Bilder
u.a., neue "Bucher" erwirbt man, in dem man sich per integriertem
Kommunikationschip die entsprechenden Texte via Satellit und e-minus von
einem "Buch"haendler oder seinem eigenen Archiv sekundenschnell laedt.
Jetzt hat man alle Vorteile des Buches "in der Hand", plus alle
Moglichkeiten der DV: Volltextsuche, Animation, Sound, etc., echt geil, eh
;-)
Die angesprochene 3-Dimensionalitaet des Buches moechte ich im uebrigen
bezweifeln, ein Buch ist (als Gegenstand) genauso 3-dimensional wie ein
Computerbildschirm, aber die Darstellung des Inhalts (Text, Bilder) ist in
beiden Faellen 2-dimensional, wenn man von den 3-D-Klappbuechern absieht.
Letztendlich macht nur die Handhabbarkeit den Unterschied. Bezogen auf die
Verarbeitung und Nutzung des Inhalts bietet ein Buch theoretisch nichts,
was nicht noch besser elektronisch erledigt werden konnte.
Ein Buch zu bedienen ist simpel, schnell, unkompliziert, weil unser Gehirn
"durch seine Raeumlichkeit Oerter fuer Texte schafft" (s.o.). Darauf wurden
wir ja auch von klein auf erzogen. Warum sollte ein entsprechendes Training
mit anderen Formen der Wissensvermittlung kuenftigen Kindern nicht
erlauben, dieselbe Raeumlichkeit mit anderen Techniken auch zu erzielen?
Fuer uns Grufties ist natuerlich alles zu spaet ;-). Wir reden hier ja
nicht um generelle Probleme, wir reden ueber UNSERE Probleme. Wir scheitern
schon an der Handhabbarkeit
Ja, die Handhabbarkeit: elektronische Archive erfordern Disziplin, damit
dort abgelegte Texte ueberhaupt wiedergefunden werden koennen. ALTAVISTA
z.B. versucht so ein automatischer Disziplinator zu sein (pflegt aber
letztlich nur einen Wortbrei). Wer besitzt im Privatleben diese Disziplin?
Wieviele private Diaarchive wurden dank Home-PC begonnen - und nie
weitergepflegt? Wieviele Adressbuecher in kleine Organiser eingetippt - und
waren fuer immer verloren?
Also doch: ich geb dem Buch noch ein langes Leben (da wir ihm treu bleiben
werden) - parallel zu einem ueberproportional irrsinnig wachsendem Angebot
zusaetzlicher Informationswege (dem jungere mehr und mehr zu Lasten des
Buches verbunden sein werden).
Viele Gruesse,
Christian Heinisch
-------------------------------------;-)
Christian Heinisch
H+H Zentrum fuer Rechnerkommunikation GmbH
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