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negroponte & MediaLab
Hallo InetBib,
den zweidimensionalen Charakter der Bildschirmdarstellung hat
Herr Jochum m.E. richtig beschrieben. Niemand wird bestreiten,
dass alle Objekte prinzipiell dreidimenional sind - das ist nun
mal der Raum, in dem wir leben.
technische Displays
Interessant ist hier, dass sich die Entwicklung immer mehr
am realen Objekt Buch orientiert. So moechte man im neuen Medium
die positiven Effekte gerettet wissen und gleichzeitig die Lese-
gewohnheiten bedienen.
Bislang mit mittelpraechtigem Erfolg.
Das geht soweit, dass beim Lesen von digitalisierten Texten
nicht mehr auf einen Bildschirm geschaut wird (und dort per Anklicken
umgeblaettert wird) sondern das der Mensch im Datenanzug ein
virtuelles Objekt ('Buch') vor sich hat, seinen Finger dransetzt
und 'umblaettert'. (Garantiert wird sowas auch am MIT Media Lab
gemacht). Das ist dann zwar 3D komplett, aber ...
Die von Herrn Heinisch beschriebene Methode klingt da angenehmer.
Aber es wird noch sehr sehr lange dauern, bis diese Geraete halbwegs
an die Robustheit der 'atomisierten Information' Buch/Zeitung
herankommen. Man bedenke, wie sich viele Displays bei starkem
Sonnenschein verhalten, geschweige denn wenn mir mein Lesegeraet
beim Einfuehren der aktuellen Tageszeitungs-chipkarte ausversehen
in den maerkischen Sand faellt...
menschliche Informationsverarbeitung
Hier liegt m.E. der Kern. Bei der Rezeption von Information spielen
auch psychologische Faktoren eine Rolle, die selbstverstaendlich vom
Medium beeinflusst werden. Das Lesen eines Buches ist auch ein
physisches Erlebnis (mit o.g. Prozess des Umblaetterns usw.).
Entsprechend gut funktioniert der Wiederfindungseffekt.
Klar koennte die Macht der Evolution so gross sein, dass eines Tages
eine Generation da ist, die auf dieser Strecke kein physisches Lese-
erlebnis mehr ausmachen kann bzw. dies bei neuartigen Geraeten ent-
wickelt. Der Besuch eines Cybercafes in Berlin gibt bislang mehr zu
der These Anlass, dass die sich dort mit dem Internet auseinander-
setzenden Teenager eine Art Zapping-Kultur entwickeln
(der man ja selber hin und wieder verfaellt).
Ein Indiz fuer diese psychologischen Faktoren ist auch die bekannte
Tatsache bei Emails - also der Produktion von digitalen Informationen -
dass sie im Gegensatz zu Briefen oftmals eher hingeschludert werden.
Das gilt natuerlich keinesfalls fuer diese Runde :-)
[Im hier schon einmal erwaehnten Buch von C.Stoll mit dem
eher ungluecklichen dt. Titel 'Die Wueste Internet' findet sich
dazu einiges.]
Gruesse aus Berlin
Martin Baumgaertel
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