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Re: Kostenguenstiger Zugang zum Internet
- Date: 27 Jan 1996 00:00:00 +0000
- From: inetbib _at__ ml.han.de (Michael Logies)
- Subject: Re: Kostenguenstiger Zugang zum Internet
> Dieses Argument macht deutlich, dass die Aufgabe und Funktion von
> Bibliotheken nicht verstanden ist, sie keine _soziale Einrichtung_,
> sondern eine Institution, die Medien und Information allgemein
> oeffentlich zugaenglich zur Verfuegung stellt.
Hallo Herr Hommes,
leider ist die Zahl an Medien und Menge von Informationen prinzipiell
endlos.
Die Bibliothek wird also waehlen muessen, wo sie ihre ebenso
prinzipiell beschraenkten Mittel laesst.
Ich bin sehr fuer WWW-browser in oeffentlichen Bibliotheken, fuer
einen oeffentlichen BTX-Zugang dort und fuer einen regulierten Zugang
zu AOL, Compuserve und anderen Anbietern, nebst einem ausgewaehltem
Multimediaangebot auf CD-ROM - aber individuelle Postfaecher fuer die
Nutzer, weil diese sich zuhause keinen eigenen Briefkasten leisten
wollen? Und um letzteres ging es in meinem ersten Beitrag.
Sozial/oeffentlich: Nun ja, ist die Polizei nun eine oeffentliche oder
eine soziale Angelegenheit (ab einem gewissen Vermoegen braucht's
keine Polizei, da hat man seine eigene)? Aus der Sicht des
Staatsrechts mag das klar sein, aber die ist nicht die meine.
Boersenkurse z. B. gehoeren nicht zum typischen Angebot einer
deutschen Bibliothek, obwohl es sicherlich wichtige Informationen
sind: Die (aelteren) Bibliothekare, die ich kennen gelernt habe,
duerften oft genug aus sozialem Engagement gehandelt haben und weniger
fuer eine Klientel, die z. B. Boersenkurse nachfragt.
Ich wuerde als Bibliothek in meiner Argumentation flexibel bleiben:
Gegenueber einem konservativen Juristen, Verwaltungsangestellten oder
(verbeamteten/angestellten) Politiker ist die Bibliothek natuerlich
eine oeffentliche Einrichtung zur Erhoehung der internationalen
Wettbewerbsfaehigkeit der deutschen Wirtschaft, gegenueber einem
Gruenen eine Veranstaltung zur Staerkung der Basisdemokratie und
wichtiger Teil lokaler Netzwerke, gegenueber einem Sozialdemokraten
eine soziale Veranstaltung zur Kompensation von Unterprivilegierung/
der Ermoeglichung sozialen Aufstiegs und gegenueber einem Liberalen
eine kulturelle Veranstaltung, die das Individuum staerkt- oder so
aehnlich. Warum sich unnoetig festlegen? Oder ist "sozial" schon gegen
die political correctness in NRW?
Fuer mich (anscheinend einem Liberalen) bleibt die (Frueh-) Foerderung
der Lesefaehigkeit durch den qualifizierten Verweis auf breit
gefaecherte Buchlektuere (und Nicht-Kiosk-Zeitschriften) die
wichtigste Aufgabe der Nicht-Forschungsbibliotheken. Wenn Literalitaet
erst einmal gefestigt ist, findet sie auch eigene Wege zum Buch oder
anderen Informationsquellen.
Die Bibliothek sollte auf die ganzen schoenen neuen elektronischen
Angebote eher verzichten, als diese primaere Aufgabe durch
Mittelumverteilungen zu gefaehrden.
Gruesse
M. L.
--
** logies _at__ ml.han.de (Michael Logies) **
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