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Re: Offener Brief an Herrn Marloth



Manfred Hoss schrieb:
> Sehr geehrter Herr Marloth,
> .....
> ich bin Student des 3. Semesters an der Fachhochschule Stuttgart 
> - Hochschule fuer Bibliotheks- und Informationswesen. In Folge des 
> Studiums habe ich bislang einiges ueber die Entwicklung des 
> Bibliothekswesens im allgemeinen und ebenso ueber die Entwicklung des 
> Buch- und Schriftwesens im besonderen gelernt. 

dann wissen sie sicher auch, dass bei dieser entwicklung zuweilen komische 
sachen passiert sind: der druck von goethes 'goetz von berlichingen' wurde 
zunaechst ebenso fuer ueberflüssig gehalten wie tolstois 'krieg und frieden', 
marcel prousts 'suche nach der verlorenen zeit', walt whitmans verse und einige 
der gedichte von edgar allan poe.

> Wenn ich Ihre Mails lese - und ich mache das regelmaessig - dann habe 
> ich den Eindruck, dass sie durchaus sinnvolle Dinge fordern, ich will 
> das gar nicht abstreiten, aber dabei leider einige Male ueber das 
> Ziel hinausschiessen. 
> .....
> In diesem Sinne bitte ich Sie hiermit, Ihre Kritik, die 
> berechtigt sein kann, doch etwas konstruktiver zu gestalten.
> .....
> Daher meine Bitte an Sie: bevor 
> Sie  das naechste Mal eine Mail abschicken, vergewissern Sie Sich, 
> dass zusaetzlich zu dem bei Ihnen obligatorischen Verriss auch 
> Konstruktives enthalten ist. 
> Mit freundlichen Gruessen und der Hoffnung auf konstruktive 
> Vorschlaege in Ihren zukuenftigen Mails.
> Manfred Hoss.
> P.S: Ich schaetze die Arbeit des DBI sehr und plaediere dafuer, es zu 
> erhalten.

Lieber Manfred Hoss,
vielen dank fuer ihren brief.
als langjaehriger kenner der der deutschen bid-ausbildungsszene und autor vom 
ca. 100 publikationen zu ausbildungsfragen in diesem bereich bin ich immer 
dafuer gewesen, dass sich auch der nachwuchs zu wort meldet. auch als mitglied 
des foerdervereins ihrer ausbildungseinrichtung in stuttgart foerdere ich das, 
wo ich kann.
meine konstruktiven vorschlaege zur weiterentwicklung des deutschen bid-bereichs 
sind jedoch zu umfangreich, als dass sie in einer mailing-list verbreitet werden 
koennten. sie liegen jedoch in printform - auch bei ihnen in stuttgart - vor. im 
international booksellers' und librarians' centre waren sie 1996 und 1997 auf 
der frankfurter buchmesse ausgestellt, darunter auch der inhalt eines vortrags 
ueber 'moeglichkeiten und grenzen von bibliotheksnetzen', den ich auf bitte des 
dbi 1995 in bergisch-gladbach uebernommen habe, weil sich die aktiven 
bibliothekare damals mit dieser materie noch nicht auskannten.
im internet finden sie einen konstruktiven beitrag von mir unter:
http://fs-infowiss.phil.uni-sb.de/BuFaTa/thesen.marloth.html

es ist ihnen sicher auch nicht entgangen, dass der wissenschaftsrat nicht nur 
die drei von mir zitierten bemerkungen gemacht hat, sondern eine ganze fuelle in 
einem sehr gruendlichen und sorgfaeltig ausgearbeiteten gutachten. wenn als 
reaktion darauf unter anderem auf die unverzichtbaren leistungen der 
bibliotheksstatistik fuer planungsaufgaben hingewiesen wird, dann erinnert man 
sich sofort daran, dass helmut roesner vom dbi auf der 26. arbeits- und 
fortbildungstagung der ASpB/Sektion 5 im DBV ausgeführt hat, dass "die 
mangelhafte neigung der spezialbibliotheken zur teilnahme an der deutschen 
bibliotheksstatistik beklagt werden muss. heute sei leider niemand in der lage, 
verlässliche informationen ueber die zahl der spezialbibliotheken, ihre 
bestaende und ausleihen, ihre finanzkraft und damit eben auch ihre bedeutung 
fuer wissenschaft und wirtschaft zu geben.
wenn der wissenschaftsrat weiter unter anderem noch feststellt, die vom dbi 
veroeffentlichten arbeiten seien nicht immer aktuell, so kann ich das aus 
eigener kenntnis der materie nur bestaetigen: die beste arbeit ihrer art,
ceynowa, k.: prozesskostenrechnung in hochschulbibliotheken, ist weder im 
bibliotheksdienst beim dbi und auch in keiner anderen bibliothekarischen 
fachzeitschrift erschienen, sondern anderswo. 

fazit: nicht revolutionen sind gefragt, sondern solide arbeiten, abkehr vom 
provinzialismus, von gesinnungsprosa ohne nachfolgende taten - und von 
schleimschieberei.

mein rat an sie: bleiben sie kritisch. das leicht marode deutsche 
bibliothekssystem braucht kritische geister.

mfg   H.M.
--
Heinz Marloth, Seehofstrasse 15, D-60594 Frankfurt, Germany
Tel.  069  61 23 94   eMail  marloth _at__ t-online.de



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