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Re: Tagungen in Bielefeld
Hallo InetbiblerInnen,
fuer unsere Bibliothek hatte ich meine Eindruecke von der Bielefelder
Veranstaltung im ZIF zusammengefasst. Ich bin mir nicht ganz sicher,
ob jemand an diesem Bericht Interesse hat, da man ja die Vortraege
selbst nun auf den in der Liste genannten Servern findet. Wenn nicht,
sollte getrost Delete gedrueckt werden. Ansonsten finden Sie im
folgenden meine persoenliche Zusammenfassung, die in Details bestimmt
auch sachlich nicht immer ganz okay ist, da sie von meinem
persoenlichen bisherigen Erfahrungshorizont im Internet ausgeht.
Vielleicht aber auch deshalb von Interesse ? Echte Freaks finden
bestimmt nicht Neues.
Gruss aus Harburg
Thomas Hapke
> > Workshop
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> > Internet-basierte Informations-
> > systeme der Bibliotheken
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> > im Zentrum fuer interdisziplinaere
> > Forschung Bielefeld
> > 15. - 17. Januar 1996
Auswahl und Erschliessung von Internet-Ressourcen
Der Vortrag von Hans-Joachim Waetjen bietet hierzu eine gute Uebersicht.
Gerade die Frage Mensch oder Maschine ? Maschinelle oder intellektuelle
Erschliessung ? wurde kontrovers diskutiert. Das trotz so
leistungsfaehiger
Suchmaschinen wie Alta Vista (http://altavista.digital.com) ein Bedarf nach
intellektueller Erschliessung besteht, wurde auch waehrend der Diskussion
betont. Es mache keinen Sinn, im Internet angesichts der rasanten
Entwicklung prophylaktisch etwas zu erschliessen, sondern es muesse dann
mit guten Suchmaschinen gesucht werden, wenn die Information benoetigt
werden, war eine Meinung. Wichtig sei aber auch die aufbereitete
Selective High Quality Information durch Bibliotheken in Anbetracht der
Kommerzialisierung und der Ueberflutung mit belangloser Information im
Internet, dies eine andere Meinung.
So nahm dann die Vorstellung diesbezueglicher Konzepte (Clearinghouse-
Konzept des MPI fuer Bildungsforschung Berlin, SSG-Projekt WEBIS der
SUB Hamburg (http://wwwsub.sub.uni-hamburg.de), Subject Guides
diverser Fachrichtungen) bei den Vortraegen einigen Raum ein.
aeHalb-intellektuello gepflegte Virtual Libraries oder Subject Trees, die
Browsing-Moeglichkeiten bieten, wurden ebenfalls vorgestellt, so die
Karlsruher aeDeutschen Datenquelleno (http://www.rz.uni-karlsruhe.de/
Outerspace/VirtualLibrary /index.de.html) oder das britische BUBL-Projekt
(http://www.bubl.bath.ac.uk/BUBL/), das aufgrund der Zusammenarbeit
britischer Bibliothekare laufend weiter ausgebaut wird. Interessant, das hier
der Subject Tree nach der DK aufgebaut ist, auch der Subject Tree von WAIS-
Datenbanken der UB Lund wird automatisch nach der UDC klassifiziert.
Insgesamt geht der Trend zu einer Integration von Browsing und Searching.
Im Augenblick fehlen anscheinend noch spezialisierte Search Engines mit
z.B. geographischen oder fachlichen Schwerpunkten. Eine bibliothekarische
Katalogisierung von Internet-Ressourcen mit RAK ist nicht anzustreben. 8-))
Zumindest aber die lokal vorhandenen und dort auch archivierten Internet-
Ressourcen sowie, nach Aufbau einer elektronischen University Press
fuer Hochschulschriften, Preprints, Hochschulzeitschriften,
Tagungsbeitraege usw. , auch diese sollten im eigenen OPAC und/oder
mit einer lokalen Search Engine nachgewiesen werden.
Neue technische Entwicklungen
Die Frage aeWas ist neu ?o ist beim schnellebigen Internet wohl nur individuell
zu beantworten. Hier einiges, was mir aufgefallen ist:
Hintergrundbilder und -farben werden in HTML durch Style Sheets ermoeglicht,
die von Netscape verwendeten Atrtribute beim <body>-Tag sind somit
nicht html3-gemaess (dies fuer Puristen, da html ja eine logische Markup-
Language ist und keine Web-Seiten-Design-Sprache.
Bei den WWW-Servern nimmt die Bedeutung der moeglichen Schnittstellen
zu. Statt CGI-Anwendungen sind auch direktere Schnittstellen moeglich, z.B.
- ermoeglicht eine direkte Schnittstelle API 10-20 % Performance-Steigerung
gegenueber CGI,
- erlaubt ein sogenanntes SSI (Server Side Includes) direkte Programmaufrufe
in HTML-Dateien
- Datenbank-Schnittstellen.
Bei den Servern selbst steigt der Marktanteil des nichtkomerziellen Apache-
Servers gegenueber NCSA und CERN, bei den kommerziellen liegt Netscape
vorne, ein guter Server soll auch der Navi Server sein. Gute Hardware-
Plattformen fuer Server sind z.B. SUN-Workstations oder LINUX-PCs.
(Einschaetzungen von Stefan Strobel, iX-Autor)
Fuer die Pflege und Verwaltung der Verweise im Web existieren eine Reihe
von Spidern oder Robots und anderen Hilfsprogrammen, immer ist hier
eine Nachbearbeitung der Dokumente selbst erforderlich. Ansaetze ueber
LRNs/URNs, aber auch das Hyper-G-Konzept erlauben automatische
Kontrolle der Verweis-Konsistenz und sogar das Verschieben von
Dokumenten mit Verweisen (Vortrag von Klaus Tochtermann, Autor
einer Dissertation ueber Hypermedia).
Die neue Netscape-Version 2.0 bietet eine Menge Neues. So ist ein
komplettes E-mail-Modul enthalten, PDF-Files werden ohne Acrobat-
Reader angezeigt, sogenannte Plug-In-Schnittstellen sind moeglich, ausserdem
ist in der 32-bit-Version eine Java-Schnittstelle enthalten.
Java von Sun (http://java.sun.com) ist eine objektorientierte
Programmiersprache, mit deren Hilfe es moeglich ist, ganze Programmpakete
statt einzelner toter Web-Seiten oder FTP-Dateien uebers Netz zu holen.
Diese Programme koennen dann ueber einen Interpreter sofort ausgefuehrt
werden. Ein Video wird dann z.B. nicht mehr als mpeg-Datei uebers Netz
geholt und mit Hilfe des lokalen MPEG-Programms abgespielt, sondern
Video und Programm kommen uebers Netz und werden ausgefuehrt bzw.
abgespielt. Weiter gedacht fuehrt dies zu einer voellig neuen Form des Software-
Vertriebs, wo lokal nur noch die gaengige Netz-Software und ein Browser
vorhanden sein muss und alles andere uebers Netz kommt, vorausgesetzt die
Netze sind stabil und gross genug. So hat der Software-Entwickler die
Kontrolle ueber die Anwendung seiner Software und kann diese z.B.
pro Anwendung lizensieren (Wegwerf-Software !) Hochgeruestete PCs
waeren unnoetig, teure Menschen, die adminstrativ lokal Programme betreuen,
sind ebenfalls ueberfluessig. Ein faszinierendes und zugleich erschreckendes
Scenario !
Neuigkeiten und Eindruecke am Rande
Es ist ein neues Programm fuer Information und Kommunikation der
Bundesregierung fuer 1996-2000 geplant, ebenfalls plant die DFG zu diesem
Thema ein neues Papier.
Die alte Overhead-Folie bei Vortraegen scheint passe zu sein. Wer was auf sich
haelt, arbeitet mit OH-Display fuer PCs und holt sich die Vortrags-Seiten aus
dem Web.
Junge, noch studierende Vortragene, die schon eine eigene Firma haben, lassen
einen selbst schnell zum Oldie werden.
Thomas Hapke, Subject Librarian for Chemical Engineering
University Library, Technical University Hamburg-Harburg
D-21071 Hamburg, Germany
e-mail: hapke _at__ tu-harburg.d400.de, phone: 40 7718-3365,
fax: 40 7718-2248
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.