RE: ADMIN: Das Experiment "Liste"

[Christian Heinisch <heinisch _at__ hh-zfrk.com>]

M Schaarwaechter[SMTP:Michael.Schaarwaechter _at__ zb2.ub.uni-dortmund.de] wrote:
>> ... Straftatbestand ...
>
>Ich moechte die Liste aber noch einmal daran erinnern, dass es sich bei
>dieser Art der Kommunikation immer noch um ein Experiment handelt

Da ich selbst kein Bibliothekar bin, in einer nicht-oeffentlichen 
Einrichung mein Dasein friste ;-) und somit per se nicht unter einige in 
letzter Zeit genannten Negativkategorien (volksbespassungseinrichtungen..) 
falle, kann ich die jetzige Phase bei INETBIB verfolgen, ohne mich selbst 
direkt angegriffen fuehlen zu muessen. Die folgenden Eindruecke kommen auf:

Es geht um einen Schreiber, dessen Taktik sehr einfach ist: 
undifferenzierte Pauschalkritiken ohne eigene Vorschlaege, stattdessen 
permanente Verweise auf glorifizierte andere, die wohl alles besser machen. 
Das ist wirkungsvoll, das ist aber auch sehr, sehr einfach. Jeder 
Listenteilnehmer koennte dies und wuerde automatisch dieselbe 
Aufmerksamkeit erhalten.

Was ist das Ziel dieser Vorgehensweise? Veraenderung? Bewegung? 
Konstruktive Beitraege? Nein, eine derartige Vorgehensweise ist nicht 
konstruktiv, da sie meist nur Veraergerung ausloest, veraergerte Menschen 
koennen nicht vernuenftig miteinander diskutieren. Eine derartige 
Vorgehensweise bringt also nichts in Bewegung ausser trotzige 
Gegenreaktionen.

Interessant ist nun: wann immer eine trotzige Gegenreaktion oder gar 
Ueberreaktion auf derartigen Beitrag erfolgt, wird diese Gegenreaktion 
vernuenftig, menschlich und sachlich kritisiert. Die eigentlichen 
Ausloesermails der Veraergerung bleiben dadurch oft ohne weitere Kritik im 
Raum stehen. Der Schreiber zieht sich dann kurz genuesslich zurueck und 
schaut begeistert zu, was er da wieder angestellt hat. Glaetten sich die 
Wogen der Entruestung der anderen Teilnehmer wieder, dann erfolgt erneut 
eine gezielte Attacke, und das ganze Spiel startet von vorne.

Uebrigens: ich sehe wenig Mails dieses Schreibers, die zu einer 
nennenswerten inhaltlichen Folgediskussion gefuehrt haben - das kann fuer 
mangelnden Inhalt sprechen, oder dafuer, dass der Schreiber seine Leser 
mittlerweile so veraergert hat, dass auch interessante und gehaltvolle 
Beitraege missachtet werden - eine voellig normale menschliche Reaktion. 
Allerdings beraubt sich der Schreiber damit selbst der Anerkennung, um die 
er ja so sehr heischt.

Wie wird das enden? Um den Schreiber gluecklich zu machen, bleiben den 
anderen Listenteilnehmern offensichtlich nur wenige Moeglichkeiten:
ergebenes Hofieren, selbst noch lauter mitschimpfen, ????. Da dies den 
meisten Listenteilnehmern zutiefst widerspricht, beginnen die 
Listenteilnehmer unterschiedlich zu reagieren:
sie ignorieren den Schreiber, sie melden sich ab, sie resignieren, oder 
beteiligen sich selbst nicht mehr an der Diskussion. Die Liste beginnt 
schliesslich ueber sich selbst zu diskutieren, stellt die Sinnfrage und 
startet damit ihre eigene Destruktion.

Aufschlussreich sind auch oft mehr oder weniger klugen oft unzitierten 
Sprueche und Thesen, die nach der Signatur des Schreiber angehaengt werden. 
Sind dies Eigenprodukte? Soll dies eine ueber die anderen Listenteilnehmer 
erhabene Bildung und Intelligenz versinnbildlichen? Meldet sich hier jemand 
zu Wort, dem besonders viel Weisheit innewohnt?

Nein, all das ist kein Experiment wie Herr Schaarwaechter schreibt, das 
kennen wir alle aus dem taeglichen Leben: den ewigen Noergler und den 
ewigen Besserwisser hat es immer gegeben, den, der jede Diskussionrunde zum 
Wahnsinn treibt, aber selbst unangreifbar bleibt, weil er ja letztendlich 
nichts konstruktives sagt. Der, der den anderen das Schuldgefuehl 
unterschiebt, wenn schliesslich alles zerbricht.

Solche Listen bieten diesen Charakteren heute ein endloses Betaetigungs- 
und Selbstbestaetigungsfeld.

Was mich auch wundert: das amerikanische und englische Bibliothekwesen wird 
von dem Schreiber immer als beispielhaft angefuehrt. Gut, nehmen wir uns 
also die entspannte, serioese, kollegiale und konstruktive Atmosphaere der 
Diskussionslisten in diesen Laendern als Vorbild. Bis auf einen 
Listenteilnehmer sind doch offenbar alle in der Lage, diesem positiven 
Beispiel zu folgen.

Leider ist meine Mail genauso sinnlos die des Schreibers. Meine wird ihn 
nicht aendern, seine Mails werden die anderen Listenteilnehmer nicht 
aendern - sobald ich auf den Sendeknopf gedrueckt habe, werde ich bedauern, 
dass ich diese Mail abgeschickt habe.

Viele Gruesse
Christian Heinisch











-- ------------------------------------------------------------;-)
Christian Heinisch, H+H Zentrum fuer Rechnerkommunikation GmbH
Herzberger Landstr.48, 37085 Goettingen, Fon:+49(0)551-52208-0 Fax:-25
heinisch _at__ hh-zfrk.com, www.hh-zfrk.com

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