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FR-Artikel ueber das D.I.R.
hallo inetbib,
zur info leite ich ein posting aus dem cl-netz
weiter, das vielleicht auch hier fuer manche von
interesse ist. es handelt sich auf jeden fall um
ein angebot das bibliotheken im internet (noch)
nutzen koennen.
viele gruesse
karl dietz
--
## Ersteller: dir _at__ mailer.uni-marburg.de
## Betreff: DIR-ML: Frankfurter Rundschau ueber das D.I.R. (FR)
## Message-ID: 6afm4t$ebp$1 _at__ surz03.HRZ.Uni-Marburg.DE
Wer "Rassismus" eingibt, landet schnell in Marburg
Vom Internet und der Arbeit des Dokumentations- und
Informationszentrums / Sorgen wegen fehlenden Geldes
Von Gesa Coordes
Das Dokumentations- und Informationszentrum fuer Rassismusforschung
(D.I.R) in Marburg bietet weltweit den umfangreichsten
Informationsdienst zum Thema Rassismus im Internet. Jeden Monat wird
die Datei mehr als 23 000mal genutzt. Doch der Einrichtung droht nun
die Aufloesung aus finanziellen Gruenden.
MARBURG. Das kleine Buero mit den billigen Holzregalen wirkt durchaus
nicht wie der Sitz einer bundesweit taetigen Anlaufstelle. Gerade mal
eine vom Arbeitsamt finanzierte ABM-Kraft ist bei den
Rassismusspezialisten taetig. Die uebrige Arbeit wird von sieben
ehrenamtlichen Mitarbeitern erledigt. Traeger des Zentrums ist ein
Verein aus 70 zahlenden Mitgliedern, die aus ganz Deutschland stammen
- sie kommen ueberwiegend aus dem Bereich der Universitaeten.
Nach dem Europaeischen Jahr gegen Rassismus droht der Einrichtung nun
die Aufloesung. Um Miete, Telefon, Arbeitsmaterialien und
Personalkosten zu decken, braeuchte der Traegerverein nach Angaben des
Vorsitzenden Juergen Schlicher in diesem Jahr 158 000 Mark. Durch
Mitgliedsbeitraege, Spenden und Gelder des Arbeitsamtes gesichert
seien bislang jedoch nur 30 000 Mark. Angesichts dieser Deckungsluecke
"wissen wir nicht mehr weiter", sagt Schlicher, der "Bittbriefe" an
Ministerien und Landeskirchen verschickt hat.
Der finanzielle Engpass haengt mit der ausgelaufenen Projektfoerderung
durch das Bundesbildungsministerium, nachlassender Spendenbereitschaft
und dem gestiegenen Arbeitsaufkommen zusammen. Allein im vergangenen
Jahr beantworteten die Experten 760 Anfragen, von denen jede fuenfte
aus dem Ausland kam.
Dabei gibt es die Einrichtung erst seit 1994. Aufgeruettelt von den
Ueberfaellen und Brandanschlaegen gegen Auslaender hatten sich damals
mehrere Studierende zusammengetan. Ihnen war aufgefallen, dass es in
Deutschland keine institutionalisierte Rassismusforschung gibt, wie
sie beispielsweise in den Niederlanden verankert ist, berichtet
Schlicher. Deshalb mussten sich die Marburger auch ihre erste
Adressenliste der verschiedenen deutschen Vereinigungen von der
Anne-Frank-Stiftung in Amsterdam holen.
In Deutschland gibt es eine Vielzahl von oft regionalen oder
kurzlebigen Initiativen, aber es gab keine zentrale Anlaufstelle fuer
Gruppen und Einzelpersonen, die sich um die Themen Rassismus,
Neofaschismus und Rechtsextremismus kuemmern. Die Ueberlegung der
Initiatoren: "Antirassistische Arbeit braucht einen Pool, in dem
Ideen und Konzepte entwickelt, gesammelt und ausgetauscht werden
koennen." Damit die Aktiven besser voneinander profitieren koennen,
wurde das Dokumentationszentrum gegruendet.
Freilich war es anfangs gar nicht so einfach, Vorbehalte und
Beruehrungsaengste zwischen den verschiedenen Gruppen zu ueberwinden,
obgleich sich die Mitarbeiter der Marburger Einrichtung in keine
politische Ecke draengen lassen wollen. Doch diese Schwierigkeiten
sind mittlerweile ueberwunden. Heute ist die Sammlung der
Selbstdarstellungen von rund 50 regional geordneten Gruppen und die
Vorstellung der Projekte der Stolz des Dokumentationszentrums.
Zu finden ist dies alles im Internet. Das Informationssystem wurde
schnell zum Schwerpunkt der Einrichtung, da im D.I.R. mehrere
Computerspezialisten vertreten sind. Wer heute an einer
internationalen Suchmaschine das Stichwort "Rassismus" eingibt,
landet ziemlich schnell bei den Marburger Spezialisten. Daneben
erstellten sie beispielsweise eine Wanderausstellung mit
antirassistischen Plakaten und sorgten fuer die deutsche Uebersetzung
des UN-Berichtes ueber die gegenwaertigen Formen des Rassismus in
Deutschland.
Auf ihren insgesamt 700 WWW-Seiten finden sich Hinweise auf
Literatur, Filme, Seminare, Ausstellungen, Initiativen an Hochschulen
und Kongresse. Gesammelt werden Rezensionen, Statistiken, Definitionen
von Rassismus, grundsaetzlich Erklaerungen und Dokumente.
Zudem bietet das D.I.R. eine Art elektronischen Ausschneidedienst,
mit dem Online-Zeitungen und Zeitschriften nach dem Thema Rassismus
durchforstet werden. 1750 Artikel wurden mittlerweile eingespeist.
Dabei ist den Experten auch aufgefallen, dass das Interesse der Medien
an dem Thema nachlaesst. Ueber viele Uebergriffe gegen Auslaender werde in
den Zeitungen nicht mehr berichtet, insbesondere dann, wenn sie in
den alten Bundeslaendern stattfaenden, meint Schlicher. Dagegen werde
ueber rassistische Vorfaelle im Osten Deutschlands fast immer
berichtet. Der Diplompolitologe vermutet: "Das bestaetigt bestimmte
Thesen, die man im Kopf hat."
Dass monatlich 23 000mal auf die Internet-Seiten des Zentrums
zurueckgegriffen wird, erstaunt sogar die Mitarbeiter. Juergen
Schlicher: "Es gibt offensichtlich ein unglaubliches Interesse an
diesem Thema im Internet." Aktuelle Informationen werden auch ueber
eine "Mailing-List" versendet, woran zur Zeit mehr als 400 Gruppen
und Einzelpersonen teilnehmen.
760 Anfragen (Ueberwiegend per E-mail) wurden 1997 an das Zentrum
gerichtet - von Wissenschaftlern, aber auch von Menschen, die
ethnisch diskriminiert wurden, und Hilfe suchen. Haeufig kommen auch
Schmaehbriefe von Rechtsextremen, die gegen die angebliche
"Nestbeschmutzung" der Antirassisten wettern. Selbst Angriffe auf die
Einrichtung und ihre fuehrenden Mitglieder sind schon angekuendigt
worden. Deswegen firmiert das Zentrum nur noch unter einer
Postfach-Adresse.
Naehere Informationen: Dokumentations- und Informationszentrum fuer
Rassismusforschung, Postfach 1221, 35002 Marburg, Telefon 06421/37722
(Sprechzeiten Dienstag und Mittwoch von 9 bis 18 Uhr). Email:
dir _at__ mailer.uni-marburg.de. Internet: http:/ /www.uni-marburg.de/dir.
Spendenkonto: Sparkasse Marburg-Biedenkopf (BLZ 533 500 00),
Kontonnummer 101 100 7518.
[ dokument info ] Copyright + Frankfurter Rundschau 1998 Dokument
erstellt am 22.01.1998 um 20.45 Uhr Erscheinungsdatum 23.01.1998
DIR-ML: Frankfurter Rundschau ueber das D.I.R. (FR)
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