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[InetBib] ... still about books
- Date: Tue, 6 Aug 2019 16:32:45 +0200
- From: via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] ... still about books
Nichts Neues, aber ein klares statement
Paulette Rothbauer: Libraries can have 3-D printers but they are still about
books
https://theconversation.com/libraries-can-have-3-d-printers-but-they-are-still-about-books-120728
"still"? Das klingt, als werde das Buch in der Bibliothek bald in Frage
gestellt...
Aber wohl nicht von Leserinnen und Lesern und jedenfalls nicht in Deutschland.
Das Buch ist das wichtigste Kulturmedium in Deutschland, wo immerhin einer der
größten Buchmärkte der Welt besteht mit einer sehr hohen Zahl an
Neuerscheinungen. Und unsere Gesellschaft unterhält mehrere Tausend
gemeinnützige Einrichtungen dafür, dass wirklich alle daran teilhaben können
und der Zugang zu Büchern nicht an die materiellen Verhältnisse des
Elternhauses oder an den eigenen sozialen Status gebunden bleibt.
So ist hier die Buchausleihe in den letzten zehn Jahren in den öffentlichen
Bibliotheken zwar um 15% zurückgegangen, aber auch der Bestand wurde um 12%
reduziert. Die Buchnutzung ist also weitgehend stabil geblieben. Im Land Berlin
ist die Printausleihe - also Bücher und Zeitschriften - in den letzten 10
Jahren sogar um 8,1% gestiegen (jedenfalls in den acht öffentlichen
Bibliothekessystemen, die in der Zeit an die DBS gemeldet haben), obwohl das
Buchangebot um 15,5% reduziert wurde. (Quelle DBS, 22.7.2019)
Und was zeigt ein Blick in die Zukunft der "Bibliotheksparadiese"
Skandinaviens? Die Statistikämter, die Medien und einige Bibliotheksexperten
dort lieben es, von stark rückläufiger Medienausleihe zu sprechen, wobei Buch-
und Medienausleihe gern verwechselt wird. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus?
Das Bild ist eigentlich immer gleich: Die Ausleihzahlen der Nichtbuchmedien
sinken meist stark, die der Bücher nur minimal, meist wegen einer
Bestandsreduktion, und E-Medien kommen nur auf einen geringen Teil der
nationalen Gesamtausleihe.
In Norwegen ging die Buchausleihe der öffentlichen Bibliotheken in den letzten
9 Jahren (2009-2017) um 4,7% zurück bei einer Bestandsreduktion um 17,7%, die
Nichtbuchmedienausleihe sank dagegen um 38,9% (2010-2017) bei einer
Bestandserweiterung um 7,1%. (Quelle: Nasjonalbiblioteket Bibliotekstatistikk -
Statistikk for folkebibliotek, 4.8.2019)
In Finnland sank die Buchausleihe in den öffentlichen Bibliotheken in den
letzten 10 Jahren (2009-2018) um 5,6% bei einer Bestandsreduktion um 16,3%.
Seit 2013 ist die Buchausleihe in dieser Bildungsnation weitgehend stabil (um
ca 68 Mio./Jahr). Die Filmausleihe auf Trägermedien sank um 13,6% bei einem
Bestandszuwachs um 125,7%, die Musikausleihe auf Trägermedien sank um 67.1% bei
einer geringen Bestandsreduktion um 3,2% (Nichtbuchmedien jeweils von
2009-2017). (Quelle: Suomen yleisten kirjastojen tilastot, 22.7.2019)
In Dänemark wurden Freihandbestände stark reduziert, um Platz für sog.
Community Center zu schaffen. Die Buchausleihe sank in den öffentlichen
Bibliotheken von 2009 bis 2018 um 23,8% bei einer Bestandsreduktion der Bücher
um 23,5%. Der Umsatz blieb also stabil. Ganz anders bei den Nichtbuchmedien:
Hier gab es in der gleichen Zeit die starken Einbrüche. Die Ausleihe der
Nichtbuchmedien schwand in 10 Jahren um 69% bei einer Bestandsreduktion um 25%.
Die öffentlichen Bibliotheken in Dänemark verzeichnen 38 Mio. Besuche im Jahr,
und zwar von 43% der Bevölkerung. Das sind 1,85 Mio. aktive Nutzer. Hauptgrund
sind bei 32% der Bevölkerung die Ausleihe und das Zurückbringen von Büchern.
(Quelle: Stadbank Statistics Danmark, Stand 29.7.2019)
Die Substitution der Buchnutzung durch E-Books hat in den öffentlichen
Bibliotheken dieser digital fortgeschrittenen Länder nicht funktioniert. Der
Anteil der E-Book-Nutzung an der gesamten Buchausleihe (Bücher und E-Books)
beträgt in Norwegen 3,8%, in Finnland 1,2% und in Dänemark 5%.
Die drei skandinavischen Länder mit etwa der gleichen Einwohnerzahl bilden
jeweils ein mehr oder weniger abgeschlossenes Sprachgebiet für ihren Buchmarkt.
Jährlich erscheinen in Norwegen 6.600 Buchtitel, in Finnland 5.500 und in
Dänemark 6.000. Das sollte man bedenken, wenn man die Relevanz des Buchbestands
in solchen Neubauten wie Dokk1 in Aarhus oder Oodi in Helsinki beurteilt. Da
können 80.000 Bände im Freihandbereich mehrere Jahrzehnte relevanter Bücher aus
der nationalen Buchproduktion abbilden. Das sieht in Deutschland anders aus.
Peter Delin
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https://www.youtube.com/watch?v=mGuW7pD_fhg
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.